Das Tor des Himmlischen Friedens

USA 1995 (The gate of Heavenly Peace) Regie Richard Gordon, Carma Hinton, 180 Min.

Zu Beginn schockt die Dokumentation über Chinas Studentenproteste von 1989 mit den Opfern, den Folgen von Massenmord und weitergehender politischer Verfolgung. Nach dem emotionalen Auftakt folgt eine sehr informative Lehrstunde in Sachen China. Eine detaillierte, atemlose Chronologie der Fakten. Zu den Bilder der weltweiten Nachrichtenagenturen fügten die Autoren die Historie von Aufständen in China - oft mit studentischer Initiative - hinzu. Viele Interviews, die Geschichte des Platzes auf offiziellen Bildern, unterlegt mit freien, persönlichen Erinnerungen. Dazu ein bewegendes Gespräch mit einer verzweifelten Studentenführerin.

Der Versuch, die komplexen politischen Entwicklungen einfach darzustellen, gelang - wenn auch unter lehrhaftem Ton. Die Haltung des Films pendelt zwischen Distanz und wertender Parteinahme. Carma Hinton, mit Richard Gordon Ko-Autorin, lebte als Tochter amerikanischer Eltern bis1971 in China. Sie betont analytisch die schnelle Entwicklung demokratischer Strukturen innerhalb des Protestes - ein Lehrfilm also auch in Sachen aktiver Politik und Basisdemokratie. "Das Tor des Himmlischen Friedens" versucht ein differenziertes Bild, kommt aber zu einfach zum Ergebnis, daß die Studenten zuviel wollten, daß deshalb die chinesische Regierung nur mit brutalster Gewalt reagieren konnte.

Bei aller Mühe entstand keine moderne Dokumentation mit packender Erzählstruktur. Selten findet sich ein gewagter Schnitt wie der von der bunten Jubelfeier 1984 mit der Aufforderung an die Welt, in fünf Jahren hinzuzukommen zu der brutalen Niederschlagung 1989 auf genau dem gleichen Tiananmen, dem Platz des Himmlischen Friedens. Zuwenig Vertrauen auf die Kraft der Bilder, zum Beispiel das eines lachenden Polizisten, dessen Sympathien sichtbar auf der anderen Seite der Fronten liegen. Der Film ist eher analytisch als atmosphärisch. Michael Apteds "Moving the Mountain" entwickelte dagegen anhand von Einzelschicksalen einen lebendigeren, intensiveren Eindruck der Protesttage, der Hoffnungen und des staatlichen Terrors.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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