Susan verzweifelt gesucht

DVD-Regional Code 2. Englisch, Deutsch, Französisch (Mono). Untertitel in Deutsch, Englisch, Französisch und 7 weiteren Sprachen. Bildformat 1:1,85 Widescreen. Anbieter: MGM.

Die brave, kleinbürgerliche Hausfrau Roberta (Roseanna Arquette) folgt auf der Suche nach etwas Abwechslung einer Kleinanzeige: "Susan verzweifelt gesucht" Dabei gerät Roberta auf die Spuren einer schillernden Erscheinung, eben jener Susan (Madonna), die sich unabhängig und libertinär durchs Leben trickst. Durch den Versuch, Susan zu imitieren, wird Roberta mit ihr verwechselt und deshalb von einem Mörder verfolgt, der geraubten Schmuck sucht. Ein Gedächtnisverlust zur rechten Zeit hilft der Ungeschickten, ganz in diese Rolle der Coolen zu schlüpfen.

Teils als Verwechslungskomödie, teils als lockerer Krimi ist "Susan verzweifelt gesucht" das Porträt einer Szene und deren Lebensweisen: Unterhaltsam und filmhistorisch interessant. Die 1952 in Philadelphia geborene Regisseurin und Autorin debütierte 1982 mit dem New Yorker Szenefilm "Smithereens". Mit "Susan verzweifelt gesucht" wurde sie 1985 international bekannt. Die folgenden größeren Produktionen wie "Cookie" (1989) und "Die Teufelin" (1989) erreichten zwar ein breiteres Publikum, ließen aber zunehmend die persönliche, frische Handschrift der früheren Filme vermissen. In den Neunzigern drehte Seidelman vor allem für das Fernsehen, dabei war auch eine Episode der von Regina Ziegler produzierten "Erotic Tales" (1996).

Für Fans wird "Susan verzweifelt gesucht" eine reizvolle Madonna-Retro sein. Der erste große Filmauftritt des Popstars und der bonbon-bunte Hintergrund der 80ger machen den Szenefilm schon jetzt zum Zeitdokument. Der besondere Reiz der DVD liegt jedoch im englischen Audiokommentar der Regisseurin Susan Seidelman sowie ihrer Produzentinnen Sarah Pillsbury und Midge Sanford. Es ist ein "Making of ..." in der Form des Hörspiels: Von der Stimmung der Frauen hinter dem Mikro her ein nettes Kaffeekränzchen, dabei informativ wie ein gutes Filmbuch. Parallel zu den Szenen erklären die Macherinnen unzählige Details und bringen Hintergrundinformationen, die "Susan" definitiv zu einem Frauenfilm machen. Auch nach 15 Jahre ist bei jeder Szene noch Begeisterung zu spüren: Ob es darum geht, wie Madonna sich auf Knien um ihre Rolle bewarb, weshalb ein Schönheitssalon vorkommen musste, der Setdesigner ideenreich die Kulissen auswählte, Girlgroup Songs eingesetzt wurden oder Camels Zigaretten-Sponsoring unterlaufen wurde.

Das zweite große "Feature" der DVD, das alternative Ende, bringt statt der angekündigten 15 nur 5 Minuten neues Material. Das bislang nicht veröffentlichte "Happy End" zeigt die beiden Frauen vergnügt bei einer Wüstenreise - ohne die Männer, die beim bekannten Ende zwei konventionelle, heterosexuelle Paarungen komplettieren. Es ist ein bemerkenswerter Schluss, der den Fokus nochmals auf die weiblichen Parts richtet und den Film von den üblichen Schemata abhebt. Klar dass da der US-Verleih, der schon das Plakat nur mit Roseanna Arquette und Madonna als "zu lesbisch" empfand, eine konservative Wendung wünschte.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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