Star Wars: Episode II - Angriff der Klonkrieger

USA 2002 (Star Wars: Episode II - Attack of the Clones) Regie: George Lucas Mit: Ewan McGregor, Natalie Portman, Hayden Christensen. 135 Min.

Extraorbitante Langeweile

Die Luft ist raus - die künstliche Aufgeregtheit um noch einen weiteren "Star Wars" glauben nur noch die Fans. Zu oft und zu schnell folgen die Kassenrekorde des amerikanischen Kinos einander. Mittlerweile hat jeder begriffen, dass der Film an sich nichts mit den sagenhaften Zahlen des Startwochenendes zu tun hat. Erfolg ist eine Kombination aus Werbekampagne und unzähligen Filmkopien, die dem uninformierten Publikum kaum eine andere Wahl lässt, als in den gerade wieder rekordverdächtigen Retortenstreifen zu rennen.

Unter dem Motto "Die Sage geht weiter" strickt George Lucas an einer simplen Geschichte, die sich über mehrere Generationen von der Folge 1 ("Die dunkle Bedrohung") bis zu den länger bekannten Star Wars-Filmen 4-6 spannt. Zentral steht die Entwicklung von Anakin Skywalker (Hayden Christensen), der sich von einem hoffnungsvollen Jedi-Ritter zu dem Oberbösewicht Darth Vader wandeln wird. In dieser Folge der aufgeblasenen Weltraum-Soap erfahren wir, dass Machtgelüste, Fehlstunden im Politikunterricht und vor allem verschmähte Liebe an einem oberitalienischen See aus dem hoffnungsvollen Jedi-Ritter Anakin einen ganz finsteren Weltenherrscher machen werden. Als Vorstufe rast der jugendliche Rebell auf einem fliegenden Mofa. Dem Publikum entsprechend dreht sich die Handlung bei Anakin hauptsächlich um Teenie-Probleme wie Anerkennung und Revolution.

Während Anakin mit seiner Liebsten romantische Ausflüge zu den unruhigsten Planeten des Universums veranstaltet, spielt Obi-Wan (Ewan McGregor) Detektiv und enthüllt die Produktion einer riesigen Armee aus Kämpfer-Klonen. Seine Figur verblasst allerdings neben seinem ungeduldigen Schüler Anakin. Christopher Lee belebt als Count Dooku - nicht Dracula - die "dunkle Seite der Macht" mit Blutsauger-Charme. Der kleine, knuddelige und bedächtig am Stock gehende Jedi Yoda bekommt einen großen Auftritt als wirbelnder Kampfzwerg. Deutlich steckt der amerikanische Bürgerkrieg in den Auseinandersetzungen zwischen Rebellen und Republik, die Episode 2 macht mit Colts und Mantel-zur-Seite-schieben auffällig auf Western. Im großen Finale, einem so noch nicht gesehenen Auflauf von Jedi-Rittern und Lichtschwertern, kommt dann auch die us-typische Cavallerie zur Rettung in Hubschraubern vom Himmeln. Überraschend dabei, dass die weißen Soldaten - eine Ikone der Star Wars-Serie - noch auf der Seite der guten Jedi kämpfen. Wie sich die Verhältnisse bis zum bekannten "Star Wars" aus dem Jahre 1977 ändern werden, gehört zu den letzten Reizen, mit denen Lucas in die noch ausstehende Folge 3 locken kann.

Wir wollen nicht wiederholen, wie teuer die ganze Angelegenheit war, wo überall gedreht wurde und welche technischen Tricks Lucas neuerlich entwickelt hat. Dass kann einem im Kino alles ziemlich egal sein, wenn man sich zwei Stunden gelangweilt im Sessel windet. Denn während die Millionen im Minutentakt verrauschen, fragt man sich, was das Ganze soll, worum es eigentlich geht. (Und damit hat der Film schon verloren, denn das einzige Ziel von Popcorn-Kino ist Unterhaltung ohne Nachdenken.)

Anfangs sieht man konstant eine Rush Hour im Hintergrund, fliegenderweise selbstverständlich. Auch die obligate Verfolgungsjagd - diesmal zuerst mitten in einer Stadt - findet in neuen Dimensionen statt. "Episode II" lässt viel Zeit, sich in der Dekoration umzuschauen, in den Regierungspalästen herrscht Art Nouveau in einer grauen Schattierung. Viele Raumschiffe spiegeln den Aufwand wieder, der in Rechenerleistung investiert wurde. Amidala (Natalie Portman), Anakins große Liebe, trägt mit mindestens einem neuen Aufzug pro Auftritt edle Mädchen-Mode zur Schau. Die Action setzt erst spät ein, bis dahin ist teure Langeweile die größte Bedrohung des Universums. Doch zumindest fabrizierte der zig Millionen schwere Aufwand viele schillernde Schauwerte, mit dem Ergebnis, dass vor lauter Drumherum kein irgendwie interessanter Inhalt mehr vorhanden ist.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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