Stanley & Iris

USA 1990, Regie: Martin Ritt, 105 Min.

Iris arbeitet täglich in der Brotfabrik, hat zuhause eine schwangere Tochter, eine arbeitslose Schwester und deren ebenfalls joblosen Mann sitzen. Auch der Rest ihres Lebens ist, wie in der unteren Mittelklasse üblich, nicht leicht und schon gar nicht rosig. In dieser Gesellschaftsschicht ist wohl auch die Chance am größten, auf Analphabeten wie Stanley zu treffen. Da er weder Lesen noch Schreiben kann, muß er sich mit großen Schwierigkeiten, ohne Führerschein, ohne Konto etc. durch das Leben mogeln. Einige zufällige Treffen lassen "Stanley & Iris" ahnen, daß sie sich gegenseitig etwas geben können.

Die Authentizität der sozialen Umgebung von "Stanley & Iris" ist erfreulich. Endlich mal kein Drama bei den Ewings oder den Guldenburgs. Endlich einmal konkrete, unverklärte Bilder einer Arbeitswelt und dreckige Wäsche in der Ecke. Wenn Robert De Niro den Part des Stanley spielt, ist auch gesichert, daß jede Regung, jeder innere Kampf ankommt. Doch sobald er sich überwunden hat, bei Iris (Jane Fonda) Lesen zu lernen, bleibt nur die ewige Frage offen, ob sich sich kriegen. Dem Drehbuch-autor ist noch circa 30 Minuten nur noch die uralte us-amerikanische Erfolgsstory eingefallen, die mit ihrer Realitätsferne jedes soziale Engagement des Anfangs untergräbt. Da auch die Kameraarbeit nicht vom Bemühen zeugt, Interesse zu wecken oder neugierig zu machen, verliert der Film mit zunehmender Lesefähigkeit Stanleys in vieler Hinsicht an Erlesenheit.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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