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Spur der Steine

(DDR 1966, Regie: Frank Beyer, 150 Min.)

"Mit dir würd' ich mir sogar einen DEFA-Film ansehen", sagt der Brigadeführer Hannes Balla zur Ingeneurin Kati Klee und zeigt damit einen Humor, der "Spur der Steine" zur Ausnahme der in der Regel recht trockenen DDR-Spielfilme werden läßt. Schon das gewaltige CinemaScope-Format -in DDR-Deutsch 'Totalvision'- weckt Erwartungen, die der Film mit Unterhaltung, Melo- und einfacher Dramatik, Witz und politischem Rückgrat breit erfüllt. Auf einer Großbaustelle haben sich fast alle Probleme eingestellt, mit der die Planwirtschaft zu kämpfen hat. Der neue Parteisekretär Werner Horrath versucht durch persönlichen Einsatz die unsinnigen Entscheidungen und Materialverteilungen aufzuheben. Hannes Balla und seiner Zimmermanns-Brigade gelingt dies sehr erfolgreich mit rupigen Selbstjustizmethoden. Zwischen beiden steht auch Kati Klee. Ihr Herz entscheidet sich für den SED-Sekretär, der wiederum die Parteimoral der Liebe und den Verpflichtungen als Vater von Katis Kind vorzieht.

Honeckers harte Kritik hatte nicht Unrecht, als sie "Spur der Steine" einen 'Western-Stil' vorwarf. Die Balla-Brigade ist vom Qualitäts-Regisseur Beyer ("Der Bruch") wie eine CowboyTruppe inszeniert und sorgt auch noch heute vorzüglich für Unterhaltung, auch wenn gleichzeitig reihenweise planwirtschaftliche Mängel bloßgelegt wurden. Wegen zu deutlicher Sprache wurde der Film 1966 mit Hilfe bestellter NegativKritik aus den Kinos entfernt. Er kam erst im November 1989 in Ost-Deutschland wieder zur Aufführung.

Großen Anteil an den begeisterten Reaktionen, die "Spur der Steine" bisher erfuhr, hat die Leistung Manfred Krugs als Hannes Balla. Mit breitkrempigem Hut und Ohrring spielte er in jungen Jahren den direkten, rauhen Kerl mit dem ehrlichen Kern. Er sagt was Sache ist, tat dies auch im realen Leben aus Anlaß der Ausbürgerung Biermanns und verdient seitdem im Westen als Fernfahrer oder kreuzberger Anwalt in den Geschichten eines anderen Exilanten, Jurek Becker, seine Brötchen.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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