Spirit - Der wilde Mustang

USA 2002 (Spirit: Stallion of the Cimarron) Regie: Kelly Asbury, Lorna Cook 83 Min.

Da regt man sich jahrelang über sprechende Tiere im Zeichentrick auf. Jetzt reden sie mal nicht und alles ist noch viel schlimmer: Mit unerträglichem Pathos feiert die verlogene Geschichte "Spirit" den Geist vom edlen Wilden (Pferd).

Der edle Hengst Spirit erzählt selbst die Geschichte seines großen Abenteuers: Frisch, fröhlich, frei hoppelt er auf der Prärie herum, wird Führer seiner Herde und auch weiterhin läuft alles fast wie bei "Bambi" ab. Die bösen Menschen versuchen, Spirit zu zähmen und zu knechten. Doch der raffinierte Sauerbraten flieht mit einer ebenso freien und wilden Rothaut namens Little Creek. Diese zähmt und knechtet das Pferd, oder ist es dessen Liebe zu einem Indianer-Gaul? Irgendwas stimmt hier nicht, und "Irgendwas stimmt hier nicht" wäre ein guter Titel für dieses Kinderfilm-Machwerk.

Ganz abgesehen vom aufgewärmten Pathos um den freien und wilden Westen erschreckt diese "klassische Animation" mit einer Vielzahl von Fehlgriffen. Die bunten Pferdegesichter erinnern an düstere, verstaubte Familienporträts in Gruselschlössern. Sympathien dürften sie kaum wecken. Selbstverständlich sind alle Pferde völlig vermenschlicht, sprechen aber trotzdem nicht, was alles nur schlimmer macht: Stellen sie sich einfach die Sätze "Ich mag dich", "Lass uns ausreiten" oder "Geh ruhig zu den Soldaten, ich warte hier auf dich und bring auf dem Rückweg ein paar Äpfel mit" gewiehert vor! Der reinste Horror! Auch die Menschen verhalten sich zum Wiehern dämlich, der Handlungsverlauf stimmt an vielen Stellen nicht. In den Gefühlsmomenten wird alles so übertrieben niedlich, dass man sich eine schießwütige Jagdgesellschaft hinter dem nächsten sanften Hügel herbei wünscht. Schlimmer als die Filmmelodien von Hans Zimmer sind nur noch die Songs von Weich-Rocker Bryan Adams.

DreamWorks vergriff sich nach seinen interessanten Produktionen "Shrek" und "Der Prinz von Ägypten" in der Trickkiste: "Spirit" ist eher ein öder amerikanischer Heimat- als ein zeitgemäßer Zeichentrick-Film. Das einzig Neue an diesem völlig überflüssigen Zeichentrick ist die digitale Projektion, die bei der Premiere in Cannes angewandt wurde und auch in einigen Kinos weltweit zu sehen ist.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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