South Park

USA 1999 (South Park: Bigger, Longer & Uncut) Regie TreyParker, 80 Min.

Kenny spricht

Endlich! Endlich mal eine Kinoauswertung, die nicht alsLight-Version auch den letzten fernsehlosen Frühzubettgeherseine zehn Mark aus der Tasche leiern will. "South Park - Der Film"ist härtester Stoff nur für die härtesten Fans. Diegibt es allerdings millionenfach. Während die unverschämtrespektlose US-Serie "South Park" auf RTL in einer wiederholendenWarteschleife festhängt - wohl aus Schreck darüber, dasskeiner die Synchronisation versaut hat - erweist sich das Kino ausHort der freien Künste.

Doch die wahre Sensation, Jahrzehnte nachdem es hieß: "DieGarbo lacht", lautet: Kenny spricht! Der nette Junge, der wegen einerunglücklich operierten Hasenscharte so undeutlich redet, dassman immer ganz nahe am Lautsprecher hocken muss, um ihn zu verstehen,dieser Kenny entledigt sich seiner Kapuzenjacke, äußertsich klar verständlich und nackt. Das wird die Welt bewegen.Zumindest die Fans zum Jubeln bringen.

"South Park" ist ein Kunstwerk: Die besten Computer Hollywoodshaben sich nach Feierabend zusammengesetzt, bunte Papierschnipselausgeschnitten und diese zu lustigen Figuren geklebt. Zusammen sinddies die signifikanten Einwohner des Bergstädtchens South Park.Vor allem die vier pubertierenden Helden Stan, Cartman, Kyle undKenny machen all das, was im US-Fernsehen streng verboten ist: Siefluchen, interessieren sich obsessiv für alles Sexuelle, lassenihre religiösen Vorurteile ungebremst heraus. Vor allem derfette Cartman zeigt sich als Judenhasser, Nazifreund, Sexist,Schwulenfeind und was sonst noch nicht ganz koscher ist. Dabei - mantraut es sich kaum zu schreiben - haben die Folgen durchaus einendidaktischen An- und einen moralischen Lehrsatz. Nur muss erst einmalder Krieg zwischen den USA und Kanada losbrechen, bevor die Elternbegreifen, dass sie angesichts der kanadischen Kinderserie mit denfurzenden Helden Phillip & Terrance überreagiert haben.

Das ist dann auch gleich die Handlung der hochreflexivenSelbstreflexion "South Park": Der Kinofilm erzählt von Phillip& Terrance, die scherzen was der Anus hält, erst verdammt,dann verraten werden und schließlich in den USA den Gang zumelektrischen Stuhl antreten sollen. ("Stuhlgang" ... alles klar?) Esbeginnt mit einem lieblichen Lied, später gesellt sich eingefurzter Song hinzu und irgendwie könnte das alles auch ein vonallen Weichspülern befreites Webber-Musical sein.

Die Soziologie des kanadischen Kunstschaffens eskaliert als Kanadadie Villa der Baldwins und darauf die US-Luftwaffe die Residenz derArquettes bombardiert. Im Untergrund vertreiben sich derweil Satanund Saddam das Warten auf ihr Comeback mit einer hemmungslosen, abertragischerweise einseitigen Liebe.

Es sind die kleinen Feinheiten, die den Reiz der Serie und desFilms ausmachen: Wie das Kotzen Stans, immer wenn er von seinergeliebten Wendy angesprochen wird. Oder die makabre Tatsache, dassKenny in jeder Folge mindestens einmal einen schrecklichen Toderleidet. Zwischen den unflätigen Worten gibt es immer wiederdeftige Filmzitate bei der "Suche nach der Klitoris" - denn auch sokönnte der Film heissen! Der Kern dieser ganzen fantastischenIdeen: Trey Parker und Matt Stone sind vor allem unangepaßtgegenüber den üblichen Medienklischees.

(South Park online) (South Parkim TV)

http://www.southparkmovie.com


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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