Somersault - Wie Parfüm in der Luft

Australien 2004 (Somersault) Regie: Cate Shortland mit Abbie Cornish, Sam Worthington, Lynette Curran 106 Min. FSK ab 12

Eine äußerst schmerzliche Selbstfindung, kombiniert mit mädchen-märchenhaften Traumbildern. Die Flucht der jungen Australierin Heidi vor sich selbst wurde von der Regisseurin Cate Shortland mit intensiver Kühle umgesetzt.

Wie selbstverständlich verletzt und provoziert diese Heidi (Abbie Cornish). Irgendwie nebenbei knutscht die blonde 16-Jährige mit dem Freund der Mutter rum, die jedoch kommt überraschend nach Hause - das Entsetzen ist in allen Gesichtern. Heidi haut ab, meint in einem kleinen Skiort würde ein Typ auf sie warten, doch sie blitzt direkt ab. Außerhalb der Saison braucht auch niemand eine billige Arbeitskraft. Doch mit grobem Einsatz ihrer simplen Flirtfähigkeiten schafft sie es. Überhaupt probiert die moderne Lolita ziemlich wahllos mit ihren weiblichen Reizen einen Platz in der Welt zu finden, wird aber auch immer von freundlichen Leuten aufgenommen.

Die nach außen gezeichnete Seelenlandschaft Heidis zeigt sich als frostige Umgebung, in kalten Blautönen gefilmt, mit unterkühlten Personenzeichnungen inszeniert. Verzweiflung und Einsamkeit äußern sich in vielen Variationen der Selbstverletzung. Heidi provoziert erschreckend und verletzend harte Erlebnisse, selbst als sie sich wirklich zu Joe (Sam Worthington) hingezogen fühlt, und auch der seine Distanz zögernd ablegt, verletzen sich die beiden vor allem. Aber sie öffnen sich auch, was zu ihnen die Chance einer Entwicklung gibt.

Trotz seines ruhigen Fortgangs kann "Somersault" fesseln, vor allem mit der Präsenz von Abbie Cornish als Heidi. Und durch die eigenwillige Atmosphäre, die Lichtgebung, die verspielten Gänge Heidis durch Landschaften, die einfach schön wirken und ihre Harmlosigkeit auf diese emotionale Tretmine abfärben. Dann wirkt "Somersault" so verträumt wie dieser reine Mädchenfilm von Sofia Coppola, "Virgin Suicide".

Am offenen Ende steht gleich eine Reihe von Versöhnungen, Heidi wird von ihrer Mutter abgeholt, umarmt, die Sonne scheint. Und man wünscht diesem Mädchen noch ein paar Chancen ...


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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