Soloalbum

BRD 2002 (Soloalbum) Regie: Gregor Schnitzler mit: Matthias Schweighöffer, Nora Tschirner, Oliver K. Wnuk, Christian Nähte 87 Min. FSK: ab 12

Eine Popband funktioniert nur als Ganzes, wie ein eingespieltes Duo im Bett. Und: Das Soloalbum nach der Trennung ist immer eine herbe Enttäuschung - diese Grundidee füllte Benjamin von Stuckrad-Barre 1998 mit spitzen Bemerkungen über die Popkultur an. Der ehemalige Gagautor für Harald Schmidt schrieb sich mit "Soloalbum" an die Spitze der Bestsellerlisten und der deutschen Popliteraten. Nun vollzog sich die Trennung von Geist und Banalem, selten wurde aus einem Buch ein dümmlicherer Film destilliert. Das Soloalbum ist keine Platte, es ist eine irrelevante Plattitüde.

Ben (Matthias Schweighöffer) bekommt per SMS den Laufpass von Katharina (Nora Tschirner) und landet in tiefer Verzweiflung inmitten unzähliger Pizzaschachteln. Sein Job als Musikkritiker ist ebenso bedroht wie der gesunde Menschenverstand. Nach erster Relativierung ("ihr Hintern war zu dick") verfällt Ben in alberne Versuche, Katherina zurück zu gewinnen. Die lose Szenenfolge orientiert sich dabei stilsicher am Niveau von Teenie-Komödien. Pubertär statt originell ist das Motto. Ausrutscher in den Slapstick nimmt Regisseur Gregor Schnitzler ("Was tun wenn's brennt?") gern in Kauf.

Während die Hauptperson im Roman ein gnadenloser Stilpapst war, erschreckt der Film "Soloalbum" mit billiger Erscheinung: Von der 80-ger Ausstattung bis zum hit-armen Soundtrack sieht alles noch zu wenig Geld aus. (Elvis Costellos "Almost blue" stellt eine der wenigen Ausnahmen dar.) Matthias Schweighöffer als Ben ist ein Milchgesicht mit Null Ausstrahlung. Die Katherina von Nora Tschirner bleibt völlig unscheinbar und uninteressant, als größtes Talent der Schauspielerin erweist sich ihr MTV-Job. Bis zum Möchtegern-Finale erweist sich alles zu unecht und zu simpel, um andere als das übliche Teenie-Publikum zu interessieren.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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