Sofies Welt

Norw. 1999 (Sofies Verden) Erik Gustavson, 112 Min. FSK ab 6

Buch besser als Film? Film flotter als CD-ROM? Furchtbare Fragen, die nur Germanisten und Ähnliche interessieren. Aber bei "Sofies Welt" darf man noch mal mit dem Lösungswort schwärmen: Kongenial!

Die junge Sofie erhält rätselhafte Botschaften und mit ihnen eine mehrteilige Geschichte der Philosophie zugesandt. Zentral stehen die Fragen: Wer bin ich? und Woher kommt die Welt? Ganz schön seltsam für ein Mädchen, dass sich bisher hauptsächlich mit der Mutter rumnerven musste. Doch es wird immer verwirrender: Nach einigen Ausflügen mit ihrem aus dem Nichts aufgetauchten Begleiter Alberto Knox entdeckt Sofie beim Blick in den Spiegel, die Hilde, an die sich alle Briefe richteten. Wie in "Matrix" findet die Philo-Sofie im flüssigen Spiegel Einblick und schließlich auch Eintritt in eine andere Welt.

Auch als Film wird der große Entwurf von Buchautor Jostein Gaarder, sein "Abenteuer Philosophie", sein Bestseller als Buch und CD-ROM, zu einem erstaunlichen Abenteuer für den Verstand. Bei Sofies Ausflügen zum antiken Athen, dem Mittelalter, der Renaissance gelingen eindringliche Zeitstimmungen. Besuche bei Da Vinci, Michelangelo, Kopernikus, Gutenberg, erzeugen mit starker Nachhilfe der Musik von Randall Meyers anrührende Momente. In einer verlassenen Hütte kommt auch mal ganz konkret Spannung auf. Es geht bei der komplexen Fragestellung und Struktur (wie in "Existenz", "The 13th Floor" oder "Matrix") erneut um das Sein oder Nichtsein von Menschen, die befürchten müssen, nur fiktionale Figuren zu sein. Selbstverständlich nicht so detailliert wie im Buch, doch dieser Vergleich ist eine Plattitüde.

Ja, es ist ein wissens-praller Film, wobei philosophische Zusammenhänge in der Filmwelt nicht als besonderes packend gelten. Aber dieses Problem, an dem so manche Literaturverfilmung in die ewigen Schnarchgründe einging, meisterte der norwegische Regisseur und Ko-Autor Erik Gustavson exzellent. Er hält die Augen-Spannung mit fantastischen Effekten, die erst durch den digitalen Stand der Trick-Technik möglich wurden. In einer geschickten, angemessenen Übertragung aufs Bild-Medium verschickt Alberto Knox nach Briefen (im Buch) und Emails (auf CD-ROM) nun als TV-Reporter Videos. Bei der russischen Revolution darf der Kinderwagen auf der Treppe als filmisches Eisenstein-Zeit nicht fehlen. Die (filmeigene!) Flucht durch den Spiegel eröffnet eine Welt hinter den Projektoren - formal eigenständig wie dieser Film, kongenial halt.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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