Sneakers
Von Günter H. Jekubzik
In den Sechzigern entdeckte ein Seitenzweig der revoltierenden Jugend die Computersysteme als offenes, verletzbares Nervensystem des Establishments. Mit Pioniergeist und Spaß machten sich junge Hacker in den USA daran, über Telefonleitungen in die Netze großer Konzerne und Staaten einzudringen. "Sneakers" zeigt einen Jungen-Club aus diesen offenen, sympathischen Linken - in Amerika wohl Liberale genannt, der in die Jahre gekommen ist. Mit Hackertricks rauben sie Banken aus, um deren Vorsitzenden die Schwachstellen des Sicherheitssystems vorzuführen - gegen eine entsprechende Gebühr, versteht sich.Der Anführer der Sneakers, Martin Bishop (Robert Redford), fährt mit einem Karman-Cabrio durch die Gegend und trägt als dunkles Geheimnis seinen Steckbrief mit sich herum. Crease (Sidney Poitier) ist ein ehemaliger CIA-Mann. Mother (Dan Aykroyd) hat ein etwas extremes Weltbild und sieht überall Schandtaten der CIA: So war die Apollo-Landung eine Simulation, während Kennedy lebt und vom Geheimdienst festgehalten wird. Der junge Carl (River Phoenix) fälschte seine Noten im Schulcomputer und Whistler (David Stathairn), der fünfte Sneaker, ist blind, 'sieht' aber mit seinen Ohren mehr als die anderen.Ein scheinbar leichter Auftrag führt die Sneakers zu einer allmächtigen Decodiermaschine, die es ermöglicht, in jedes, noch so geheimes Informationsnetz hereinzukommen. Der Erfinder dieser Maschine ist bald tot und die Lautlosen müssen noch leiser sein, da sie von allen gejagd werden.
Die Produzenten und Ko-Autoren Walter F. Parkes und Lawrence Lasker waren schon 1984 für den Computerfilm "Wargames - Kriegsspiele" verantwortlich, doch "Sneakers" ist eigentlich der klassische Film um einen großen Raubzug, nur in ein modernes Computergewand gekleidet. Regisseur Phil Alden Robinson(Drehbuchautor für den traumhaften "Feld der Träume") sorgte dafür, daß die Figuren sehr menschlich wirken. Der Sechziger-Touch lebt in ihren Handlungen weiter. So wünscht sich Whistler zum Schluß "Frieden auf Erden und eine gute Gesinnung für jedermann". Worauf der Geheimdienst-Chef entsetzt antwortet: "Wir gehören zur Regierung der Vereinigten Staaten, wir machen so etwas nicht!" Kleine Nadelstiche gegen Regierung und Geheimdienste machen den Geist dieses Hollywood-Unterhaltungsfilm aus, aber auch die Abwesenheit von Mordszenen oder überzogener Action. Die trotzdem vorhandene Spannung erzeugt "Sneakers" zum Beispiel durch Infrarotgeräte, die Robert Redford zu extrem langsamen Bewegungen zwingen, während er eigentlich möglichst schnell verschwinden sollte. Da verzeiht man gerne das naive Finale mit einer zu kinderleichten Flucht nach einem hochkomplizierten Einbruch. Denn zur Versöhnung räubern die "Sneakers" noch die Konten der Republikaner aus, um das Geld nach Greenpeace und Amnesty zu verschieben.Trotzdem ist "Sneakers" kein subversiver Film. Durch die Musik werden die imaginären Welten der Computer oft zu sakralen Bereichen überhöht. Die sympathischen Sneakers bedienen sich meisterhaft der Zukunftstechnologien und propagieren dadurch ebenso bedenkenlos eine Entwicklung, die wohl sowieso unabänderlich über uns hinweggegangen ist.
Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik
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