Yo-Yo Ma: Inspired by Bach

Sechs Gesten

Kanada 1997 (Six Gestures) Regie Patrizia Rozema, 55 Min.

Der sechste und letzte Teil von "Yo-Yo Ma: Inspired by Bach" erscheint vom Aufbau her sehr konventionell: Titel kündigen die einzelnen Teile der Cellosuite Nr. 6 an, Yo-Yo Ma spielt in originellen Umgebungen, die Eiskunstläufer Jayne Torville und Christopher Dean tanzen ihre Bach-Choreographien, ein Schauspieler vermittelt Biographisches. Der Reiz an Rozemas Film liegt in den frischen Realisationen, den spaßigen und erstaunlichen Umsetzungen: Yo-Yo Ma spielt auf einer Verkehrsinsel inmitten eines Stromes aus gelben Taxis während auf einer riesigen Videowerbetafel im Hintergrund Torville/Dean ihren Tanz beginnen. Ein graphisch markantes Gebäude wird überblendet mit Tanzszenen. Bildkompositionen, Hintergründe, die Kamerabewegungen, die Yo-Yo Ma umkreisen, sind von einer betörenden Schönheit.Grafitis in den Straßen, ein LKW fährt vor mit einem bunten Text auf seiner Seite, der Fahrer erzählt, daß die sechs Cellosuiten die ersten Solokompositionen für Cello waren, ein anderer LKW fährt ins Bild, dessen Fahrer ergänzt, sie wurden zu Lebzeiten Bachs nie aufgeführt. Für Fußnoten schwenkt die Kamera zu den Füßen des Schauspielers und blendet die Zusatzinformation als Text ein! Der Straßenmusiker Yo-Yo Ma läßt sich von einer alten Frau ein paar Münzen und von Passanten Applaus spenden.

"Sechs Gesten" ist ein Abschiedsfilm, macht Bachs pessimistische Sicht seiner Zeit bei Prinz Leopold spürbar, in der er bei einem Kurauffenthalt seines Fürsten ungemein kreativ ist, in der aber auch seine Frau Maria Barbara und sein Sohn Leopold sterben. Nach den "Banalitäten" dieser Zeit ohne Zwang zu kirchlicher Musik, kommt Leere und der Wunsch nach geistlichem Schaffen auf.

Rozemas Film beglückt mit Schönheit und herzerfrischendem Witz.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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