Schlaraffenland

BRD 1999 (Schlaraffenland) Regie Friedemann Fromm, 114 Min. FSK ab 16

Stalingrad und Sommerschlußverkauf

Was ist das Schlaraffenland der Actionmacher? Ein Mega-Kaufhaus amerikanischen Zuschnitts, in dem es alles gibt, womit man schießen, schlagen, werfen und sonstwie Rabatz machen kann. Hier ist alles möglich, selbst das Unmögliche. Allerdings nur wenn es schnell genug aufs Auge abgefeuert wird. Da liegt auch schon das Problem der nicht ganz amerikanisch gelungenen heimischen Action "Schlaraffenland":

Ein riesiges Einkaufszentrum - hinter der Fassade vom Oberhausener Centro - bleibt durch Stromausfall ohne Überwachung. Für einen Haufen Kids bedeutet das sturmfreie Bude. Alle künstlich geweckten Bedürfnisse werden im Überfluß bedient. Als auf dem Action-Spielplatz der Sicherheitschef Popp (Heiner Lauterbach) mit seiner Schutztruppe Schwarzer Sheriffs auftaucht, der sich den Jugendlichen gegenüber bereits als raffiniert brutaler Erpresser outete, lautet das Motto der Kids: "Spielen wir ein bisschen mit dem Oberschwein". Doch das hat etwas ganz anderes vor: Ein randvoller Tresor lockt, auch die letzten Reste von Moral über Bord zu werfen.

Eines muss vor dem rauen Spaß klar sein: Mehr als Action ist nicht zu erwarten. Trotz krebskranker Mutter will "Schlaraffenland" keine Sozialstudie verirrter Jugendlicher sein. Die Kids und die Wachleute (unter letzteren Franka Potente und Jürgen Tarrach) bekommen das Nötigste an Persönlichkeit mit, dann rasseln sie als Actionfiguren los. Wichtig dabei die künstlich coolen Sätze: "Mein Alter ist Sizilianer," meint Danny. (Und meiner schlechter Drehbuchschreiber - dafür muss man länger sitzen!) Das ganze synchronisiert man dann noch nachlässig, damit es noch unechter wirkt. Die nervige Lana ist auf einem Dauertrip, Checo flippt erwartungsgemäß aus und alle wollen sie blutige Rache für Pia. Die lieben Kinderlein halten im Morden ganz gut mit, weil sie Ballern in (Bennys) Videospiel gelernt haben.

Aber das Allerwichtigste im Action-Paradies: Die Bewaffnung ist konstant reichhaltig wie im US-Film. Knarren sind immer zur Hand und der Kaufhausraum muß irgendwie in mehreren Dimensionen gekrümmt sein. Klar ist nie, wie jemand gerade wo und weshalb auftaucht.

Das Buch stammt vom Bruder des Regisseurs Friedemann, Christoph Fromm, der sich hier in dieser Mischung aus "Stalingrad" und Sommerschlußverkauf ganz auf seine vergangenen Werke wie "Die Katze" und "Spieler" von Dominik Graf verlassen kann.

Und nur als Action ist der ganze Überfluß akzeptabel, dazu ein paar packende Bilder und schon kann man sich sehen lassen in der internationalen Kinolandschaft. Nachdenken wollen wir darüber jedoch nicht weiter.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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