Schau mich an!

Frankreich 2004 (Comme une image) Regie: Agnès Jaoui mit Marilou Berry, Agnès Jaoui, Jean-Pierre Bacri 111 Min.

Die beste Empfehlung für diese herzenswarme, feinsinnige Komödie ist wohl der wunderbare Vorgänger "Lust auf Anderes". Erneut spottet Multitalent Agnès Jaoui sanft über die Eitelkeiten ihrer Mitmenschen, legt sie uns dabei vertrauensvoll mit all ihren Verletzlichkeiten ans Herz.

Lolita - dieser Name könnte schon der erste gemeine Scherz des zynischen Vaters an seiner eher fülligen als nymphenhaften Tochter sein. Der berühmte Schriftsteller Etienne (Jean-Pierre Bacri) ignoriert penetrant die verzweifelten Versuche Lolitas (Marilou Berry), überhaupt wahrgenommen zu werden. Was sie gar nicht so persönlich nehmen bräuchte, denn Misanthrop Etienne behandelt jeden Mitmenschen gleich mies. Nur den jungen, völlig erfolglosen Kollegen Pierre (Laurent Greville) mag und fördert er. Das freut Pierres Frau, die Gesangslehrerin Sylvia (Agnès Jaoui) kümmert sich deshalb mit leiser Berechnung besonders um ihre Schülerin Lolita. So gehört das dank Etiennes Beziehungen umgehend erfolgreiche Paar Sylvia/Pierre bald zu den versnobt intellektuellen Gesellschaftskreisen um den Pariser Literaten - inklusive aller Schäden, die eine Seele dabei nehmen muss.

In exzellenten Dialogen seziert Agnès Jaoui Eitelkeiten, die Berechnung und die Blindheit für den Mitmenschen dieser kulturbeflissenen Kreise. Der Griesgram und Egomane Etienne ist dabei der härteste Brocken. Seine Tochter Lolita das empfindlichste Opfer. Aber sie emanzipiert sich mit einem selbst veranstalteten Konzert - und übersieht selbst den Menschen, der sie bedingungslos liebt.

Regisseurin, Autorin und Schauspielerin Jaoui kann sich auf brillante Darsteller verlassen. Mit dabei wieder ihr Ehemann und ebenfalls Resnais-Ensemblemitglied Jean-Pierre Bacri als Ekel Etienne. Zusammen standen sie hypochondrisch auf dem Balkon von "Das Leben ist ein Chanson", zusammen schrieben sie das Buch von "Schau mich an".

"Schau mich an" beginnt als Gesellschaftssatire, doch schnell gewinnen einen diese fein gezeichneten Figuren mit ihren offenen Wunden und ihren vielen blinden Flecken für das Bild der anderen. Das emotionale Finale rührt auch beim Zuschauer die Kraft der Veränderung an.

http://www.schaumichan-derfilm.de/


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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