Die Sammler und die Sammlerin

Frankreich 2000 (Les Glaneurs et la glaneuse) Regie Agnès Varda, 82 Min.

Wunderbar spielerisch erzählt die international hoch geschätzte und verehrte Regisseurin Agnès Varda vom Sammeln. Ausgehend vom Motiv der "Ährenleserinnen", von François Millets im Jahre 1857 gemalt, zeigt sie, wie und wo heute Reste gesammelt werden: Auf den Feldern, in den Weinbergen, auf den Wochenmärkten, beim Sperrmüll und schließlich beim Filmen. Vielschichtig befragt sie Juristen und Winzer zur rechtlichen Situation, einen Obdachlosen, einen Idealisten, den Koch, der seine am liebsten selbst zusammen sammelt, und sich selbst als Sammlerin von Bildern, die erstmals mit einer handlichen Digitalkamera arbeitet.

Die Leichtigkeit des Aufnahmeapparates fließt in den Film ein, ergänzt sich mit dem Herzlichen, dem Lebendigen, aus Vardas anderen Filmen. Sie lässt sich treiben, genießt den verspielter Umgang mit der Kamera, verfolgt den Tanz des Objektivdeckels. Die gesellschaftliche Diskrepanz zwischen Überfluss und Armut wird mit einem Schnitt vom Wohnwagen eines Obdachlosen zur Delikatessen-Küche auf den Punkt gebracht. Aber auch die Abfallberge, die durch Standardisierung in der Landwirtschaft einer hyperkonsumierenden Gesellschaft aufgehäuft werden, machen Eindruck.

Formal ist "Die Sammler und die Sammlerin" ebenfalls ein Genuss, nach vielen Ausflügen und schönen, kleinen Geschichten kehrt Agnès Varda wieder zu den "Ährenleserinnen" zurück und fügt ihrer Sammlung noch einen weiteren tief bewegenden Augenblick hinzu. Man kann Agnès Varda nur unendlich dankbar sein, für filmische Geschenke wie "Jacquot de Nantes" (über ihren verstorbenen Mann, den Regisseur Jacques Demy) und diesen "Sammlerinnen". Und man muss wieder klagen, über die Diktatur des Spielfilms, die solch viel reichere Werke ins Abseits drängt.

http://www.peripherfilm.de/sammlerin


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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