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Der Staatsfeind Nr.1

USA 1998 (The enemy of state) Regie Tony Scott, 128 Min. mit Will Smith, Gene Hackman, Jon Voigt

Jerry Bruckheimer produziert erfolgreich laute Action. Das war so bei "Beverly Hills Cop" mit Eddie Murphy, bei "Top Gun" und "Tage des Donners" mit Tom Cruise. Bruckheimer ist einer der größten - sprich gewinnreichsten - Produzenten Hollywoods. Nach den Hits "Bad Boys", "The Rock", "Con Air" und "Armageddon" folgt jetzt der Politthriller "Staatsfeind Nr. 1". Produziert sich Bruckheimer nun als Verfechter der Bürgerrechte?

Die zunehmende Einschränkung von Bürgerrechten durch staatliche Überwachungsmethoden ist eine Thematik, die auch Wenders mit "Am Ende der Gewalt" künstlerisch umsetzen wollte. (Damals war Gabriel Byrne die zweifelnde Hauptfigur, jetzt jagt er mal kurz mit dem Taxi durch die Gegend.) Obwohl in den USA wesentlich weniger Gespräche abgehört werden - und wenn, dann nur unter strenger Kontrolle der Justiz - ist wie bei uns der drohende Überwachungsstaat ein Thema.

Exemplarisches Opfer der politischen Parabel ist der junge Rechtsanwalt Robert Clayton Dean (Will Smith). Zufällig kreuzte er die mörderische Verfolgung eines unschuldigen Zeugen und steht plötzlich im Visier der National Security Agency (NSA), die als geheimster Geheimdienst der USA berüchtigt ist. Kein Detail aus Deans Gegenwart oder Vergangenheit bleibt den Verfolgern verborgen. Jede Datei, jedes Telefonat, jede Kontobewegung ist vernetzt. Ein gewaltiges Arsenal von Abhör- und Kontrolleinrichtungen rauscht durchs Bild - beeindruckend ist dies nicht, zeitweise sogar albern, etwa mit dem seit "Blade Runner" überholten "Einzoomen" und "um die Ecke schauen" bei Fotos! Die Arbeit der Geheimdienstler auf beiden Seiten spielt eine Hauptrolle, läuft aber ohne jeden Reiz ab. Da ist jede TV-Folge von Mission Impossible stilvoller.

Eine alte Affäre reicht dem einfallslosen Drehbuch, um Dean überall zu diskreditieren, seine nervig-dumme, tv-süchtige Frau Carla (Regina King) glaubt ihm umgehend nicht mehr. (Die Frauen sehen überhaupt schlecht aus. Den NSA-Schurken Reynolds, gespielt von Jon Voigt, treibt beispielsweise seine Frau an, die Karriere zu forcieren.) Bald steht Dean völlig nackt dar, jeden Schutzes beraubt. Allein Brill (Gene Hackman mit einer Referenz an seine Rolle in Coppolas "Der Dialog") ein untergetauchter Ex-Agent, kann Dean noch helfen, will aber nicht so richtig. Am Ende jedoch sind die Guten - so sie überlebt haben - alle happy und das Überwachungsgesetz - um das sich alles drehte - wird etwas später verabschiedet.

Nach "Top Gun", "Beverly Hills Cop 2", "Tage des Donners" und "Crimson Tide" ist dies die fünfte Teamarbeit von Produzent Jerry Bruckheimer und Regisseur Tony Scott. Beide haben lange in der Werbebranche gearbeitet, so sind ein durchgehend hohes Maß an Bildqualität und rasante Schnitte nicht überraschend. Da gehen Satelliten in Schräglage wie anderswo die Autos in der schnell genommenen Kurve. Ein Computertrick folgt dem nächsten, Stoßdämpfer an Stoßdämpfer wie bei den gnadenlosen Verfolgungsjagden. Ansonsten liefern die Macher routiniert langweilige Action mit dem üblichen Maß an Zynismus: leichtfertig wird gemordet, die Toten geraten schnell in Vergessenheit. Ebenso das angebliche Thema des Films - was war es denn noch ...

Mehr persönliche Feinzeichnung als Keuchen und Hecheln ist für die Figuren bei dem Tempo nicht drin. Dean ist in den wenigen ruhigen Momenten Action ein netter Scherzkeks, ein lockerer Typ, der lange braucht, um den Ernst der Lage zu verstehen. Als rennende Actionfigur bleibt er wirkungslos. Vielleicht sollte Will Smith, der bei der Bruckenheimer/Bay-Produktion "Bad Boys" erstmals groß rauskam, bei den Komödien bleiben und den härteren Action-Kram anderen überlassen.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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