Rules - Sekunden der Entscheidung

USA 1999 (Rules of Engagement) Regie William Friedkin, 128 Min. FSK ab 16

Haben Sie gedient, Zuschauer? Das ist die entscheidende Frage dieses Films und er erwartet, dass man bei der Antwort gefälligst strammsteht.

Vietnam '68: Ohne einen geopolitischen oder praktischen Grund schleichen originell kostümierte und martialisch bewaffnete Amerikaner grüppchenweise durch den Dschungel. Als der Trupp von Colonel Hodges (Tommy Lee Jones) in einen Hinterhalt gerät (voller blutigem Realismus im Stile von "Soldat Ryan"), greift Colonel Childers (Samuel L. Jackson) ein paar Bäume weiter zu drastischen Mitteln, um US-Soldaten aus dem Blutsumpf zu retten. (Die Rettung über Funk ist übrigens ganz deutlich eine Idee der Handyzeit.) Hodges, der einzige Überlebende seines Trupps, ist 28 Jahre später ein enttäuschter, mittelmäßiger Anwalt, während Childers als Marine-Kommandant immer noch Heldentaten für sein Land vollbringt.

Bei der Evakuierung armer, ängstlich Amerikaner aus ihrem trauten Heim, der US-Botschaft im Jemen (!), müssen allerdings 83 Einheimische, eine blutgetränkte Mischung aus Frauen, Kindern und alten Männern, dran glauben. Childers gab den Befehl und soll nun in den USA verurteilt werden, um weltweiten Proteste zu besänftigen.

"Rules" ist gleichzeitig eine Show militärischen und filmischen Könnens. Später kommt sie zur Ruhe und tarnt sich geschickt als filmische Diskussion über Soldatentum und Kriegswesen. Bei der trockenen Gerichtsroutine ist vor allem spannend, ob ein cleverer Schachzug im intellektuellen Schlagabtausch oder ein Zeuge aus der Abteilung Deus Ex Machina die Entscheidung herbeiführt. Das Urteil der Auseinandersetzung zwischen richtigem Krieger und modernen Bürokraten steht dabei von vornherein fest: Es ist Verachtung für Zivilisten, die wahren Kameradschaftsgeist nie begreifen werden.

PS: Ich bin stolz, meinem Vaterland nicht gedient zu haben. Lieber helfe ich sozial engagiert einem alten Kiffer wie Bill Clinton über die Straße.

http://www.rulesmovie.com/


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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