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Rendezvous mit Joe Black

USA 1998 (Meet Joe Black) Regie Martin Brest, 180 Min. mit Anthony Hopkins, Bratt Pitt, Claire Forlani, FSK ab 6

"Ja!" Mit der dunklen Antwort auf die endgültigste aller Frage beginnt es. "Ja! Du wirst sterben!" Doch was, wenn der Tod mal Urlaub von seinem anstrengenden Job nehmen will? Mal selbst etwas Leben will? So macht der Tod ein Geschäft mit dem beinahe 65-jährigen William Parrish (Anthony Hopkins): Dessen Sterben wird ausgestellt solange wie er den Tod unterhalten kann. Eine brutale Erpressung - aber hat Parrish eine Wahl?

Der Tod kam zu Parrish (Anthony Hopkins), weil dessen erfülltes Leben besondere Qualitäten anhäuft. (Materiell ist Bild gebracht vom göttlichen Ausstatter Dante Ferretti.) Klug, intelligent und verantwortungsbewußt schätzt er auch den Wert der Gefühle: Seiner Lieblingstochter Susan (Claire Forlani) redet er ins Gewissen, nur mit Wes, dem strebsamen Juniorchef der Firma, weiterzumachen, wenn es wirkliche Liebe sei.

Nun sitzen sie mit dem Überraschungsgast - nennen wir ihn Joe Black -zusammen und der Medientycoon, der seine Karriere lang versucht hat, den Menschen ungefilterte Nachrichten zu bringen, kann nun seiner Familie nicht erzählen, wer der seltsame Gast wirklich ist. Anfangs passen dem Tod Anzug und Körper eines frisch verstorbenen jungen Mannes (Bratt Pitt) nicht. Linkisch benimmt er sich, ungeschickt wie die Himmelsboten, die regelmäßig in "Engelfilmen" zur Erde fallen. Sie wissen unendlich viel, sind aber mit dem praktischen Leben keineswegs vertraut. Eine Quelle für netten Humor. Auch dieser neugierige Tod will wie ein naives Jüngelchen alles probieren von der Erdnußbutter bis zu Susan. Doch wenn man ihm widerspricht, ist er ein herrischer Tod, der seine Opfer verspottet. Wie in den alten Mythen greifen die Götter rücksichtslos in das Leben der Menschen ein. Als eifersüchtiger Schwiegervater tritt Bill Parrish nun gegen die Gesetze der Natur an, aber auch der Tod hält sich ja nicht an die Regeln.

Während des großen Zwiegesprächs von Leben und Tod gilt es für Parrishs Medien-Konzern, einen Deal mit der Zukunft abzuschließen. Parrishs rechte Hand und Susans Freund Wes hat einen Verkauf eingefädelt. Und die weniger geliebte Tochter bereitet ein riesiges Fest vor, auf dem, bis auf den Präsidenten, jeder auftauchen wird.

Von der bedachtsam und spannend gespielten ersten Begegnung zweier junger Leute bis zu den mal komisch mal tödlich ernsten Auseinandersetzungen zwischen Joe und Parrish schauspielt sich alles hervorragend und reizvoll. Es ist ein Genuß, Anthony Hopkins und Claire Forlani zuzusehen, die wechselnden Regungen im Gesicht genau zu verfolgen. Wieder ("Auf Messers Schneide", "Was vom Tage übrig blieb", "Shadowlands", "Mein Mann Picasso") eine dieser Rollen, die für Anthony Hopkins ("Das Schweigen der Lämmer") wie geschaffen scheinen. Seine Zwiesprache mit dem Tod atmet Ruhe, läßt eine Standuhr im Hintergrund hören, nach der man "sein Herz stellen kann". Das Unfaßbare wird nicht ausgesprochen, es steht in den Gesichtern geschrieben.

Nicht nur die originelle Storyidee (noch dem Film "Death takes a Holiday" aus dem Jahre 1934) macht das "Rendezvous mit Joe Black" zu einer ganz besonderen Begegnung. Bestes Schauspiel, exquisite Ausstattung lassen jeden Moment bis zum Happy End-Nachschlag mit romantösem Übergewicht genießen.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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