Reise der Hoffnung

Schweiz 1989, Regie: Xavier Koller, 110 Min., OmU

Unerwartet stehen plötzlich all die Armen, Elenden vor derTür, die bisher mit Spenden bedacht und ferngehalten wurden.Nicht nur in der Fernsehproduktion "Der Marsch" ist diesesweltbewegende Szenario grundlegend. Xavier Kollers "Reise derHoffnung" verlegt allerdings das Blickzentrum von unseren vergoldetenund verchromten Bauchnabeln in eine kurdische Familie. In deren Dorfweckt eine Postkarte aus der Schweiz Hoffnungen auf sagenhaftenReichtum. Für die Reise in das Land der leckeren Schokoladeopfert Hydar Land und Vieh, kappt den Warnungen zum Trotz alleWurzeln, läßt sechs Kinder zurück und begibt sich mitseiner Frau Meryem und dem Sohn in die Hände von Schleppern. Aufdem folgenden Irrweg werden die Türken ausgenommen, wie Viehverfrachtet. Nur wenige Menschen sind trotz der Sprachbarrierenhilfsbereit. Am Fuß der italienischen Alpen soll derorganisierte illegale Grenzübertritt beginnen. Doch dieMenschenhändler ziehen sich zurück und überlassen dietürkische Gruppe der Winternacht.

Vor einem der reichsten Länder dieser Welt spielt sich in denBergen eine Flüchtlings-Odyssee ab. Nachdem die Flüchtlingeverstreut die verriegelte Grenze zur Schweiz überschrittenhaben, stehen sie elend und ausgemergelt vor der Glaswand einesgeheizten Swimmingpools. Der einzige Badegast macht den flehendenGesichtern durch Handzeichen deutlich, daß hier geschlossensei. Geschlossen für Arme und Hilfesuchende. Auch diese Szenemacht die hoffnungslose Reise unvergeßlich.

Handlung und Montage in "Reise der Hoffnung" sind hochspannend.Das war sicherlich ein Kriterium, Xavier Koller, der schon mit dem"Schwarzen Tanner" künstlerische und finanzielle Anerkennungerhielt, den "Oscar" für den "Besten ausländischen Beitrag1990" zu verleihen. Die mit dieser Auszeichnung üblicherweiseeinhergehende Oberflächlichkeit bleibt zu Glück aus. XavierKoller arbeitete mit einem türkischen Kameramann,türkischem Cutter und türkischen Darstellern. SeinePosition ist deutlich und kristallisiert in der makaberen Bemerkungzum einem der Opfer der unerfüllten Hoffnungen: "Er konnte nichtwissen, daß hier so ein kalter Wind weht."


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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