Red Corner

USA 1997 (Red Corner) Regie Jon Avnet

Die Chinesen sind ein übles Volk. Sie sehen alle gleich ausund sprechen kein Englisch. Doch wir sind ja nicht rassistisch undhaben auch keine Vorurteile: Einige Chinesen sind lernfähig -die englisch sprechenden Frauen. Im Vorfeld dieses Filmes gab esscharfe Drohungen und einige Erwartungen. Drohungen der chinesischenRegierung, weil sie sich verunglimpft fühlt. Hoffnungen,daß abseits vom höhnischen Opportunismus internationalerWirtschaftspolitik die Menschenrechtsverletzungen des Landes deutlichgemacht werden.

Nach dem Film bringt man fast Verständnis für diechinesische Reaktion auf, denn "Red Corner" geht in ziemlich jederHinsicht daneben. Richard Gere spielt den amerikanischenGeschäftsmann Moore, der nach einem One Night Stand mit einerjungen Chinesin brüsk geweckt und verhaftet wird. Die Frau wurdeermordet, alle Indizien weisen ihn als Täter aus. Dasgrößte Problem stellen allerdings die unbekannten Regelndes chinesischen Rechtssystems dar - besonders für den gelerntenJuristen Moore.

In der Folge der Verhandlung leidet Moore unter Schikane,Verständigungsproblemen und Mordanschlägen. Denn das Opferwar auch noch die geliebte Tochter eines Generals. Der Anwalt aus"Zwielicht" sitzt jetzt ohne jeden Schuldverdacht von Zuschauerseiteauf der Anklagebank. Mit dem Spruch "I'm an american citizen" kommter selbst bei seiner aus wirtschaftlichen Gründendesinteressierten Botschaft nicht weit.

Währenddessen thematisieren nur ein paar (An-) Sätze denUnterschied der Zivilisationen, der Film kümmert sich weiternicht darum. Die unweigerliche Abneigung und spätereAnnäherung zwischen Angeklagtem und Verteidigerin bleibt nichtaus. Die Anwältin Yuelin lebt sehr westlich und überhauptsollte alles was China betrifft als dreiste Lüge betrachtetwerden. In Yuelin und Moore finden sich zwei unverarbeiteteSchicksale: Moore verlor eine Tochter und fühlt sich schuldig,weil er aus geschäftlichen Gründen am Tag des Unfalls nichtbei ihr war. Yuelin sah als junge Tochter, wie ihr Vater währendder Kulturrevolution gedemütigt wurde und schritt nicht ein.Jetzt bekommen sie beide miteinander die Chance zur Wiedergutmachung.Ihr "I do not wish to be silent anymore" (Ich will nicht mehrschweigen) klingt allerdings pathetisch und aufgesetzt. So laufeneinige andere der überdeutlich emotional angelegten Szenen insLeere.

"Red Corner" ist nicht viel mehr als ein amerikanischerGerichtsfilm im chinesischen Setting. Selbst die eingeboreneVerteidigerin verhält sich in emotionalen Momenten so, wie esHunderte Kolleginnen im amerikanischen Kino- und TV-Film vormachten.Zum Glück reden auch die wichtigen Personen etwas Englisch. ImFinale soll das korrupte Gerichtssystem eines Militärregimesbloßgestellt werden, 'zig Filme über Verfehlungenwestlicher Justiz gingen da schon härter ran. Zudem ist schon inder Entwicklung vieles unklar - nicht weil die andere Kultur als einefremde akzeptiert werden soll. Das Drehbuch schafft es nicht, dievielen Vermutungen nachvollziehbar zu präsentieren. Nurdaß es vorrangig um Geschäfte geht, wird klarherausgestellt. Alles drehte sich um einen Satelliten-Deal und einenguten Posten. Die Botschaft opferte ihren Schützling, um dieGeschäftsbasis nicht zu schädigen. Daß dieVerhinderung eines Satelliten-Deals politische Gründe (medialeÖffnung Chinas) haben könnte, erweist sich als naivesDenken von Moore - genau wie jede Hoffnung auf einen Film mitHintergrund. Richard Gere tut sein bestes, die FeindeTibetsbloßzustellen, doch klug legte der Film dies nicht an.


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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