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Die Reise zur Sonne

Türkei/BRD/NL 1999 (Günese Yolculuk) Regie und Buch Yesim Ustaoglu, 111 Min.

Filmisch ist das mutige Werk der türkischen Regisseurin Yesim Ustaoglu nicht herausragend. Was sie jedoch in "Die Reise zur Sonne" überhaupt zeigt, verdient Anerkennung: Wie der 20jährige Mehmet in Istanbul völlig willkürlich in die Fänge der Polizei gerät, verhaftet und geschlagen wird. Wie er am Ende dann, um seinen von der Polizei ermordeten kurdischen Freund zu begraben, das zerstörte kurdisches Dorf findet, die türkischen Soldaten mit Material der Nationalen Volksarmee sieht.

Just an dem Tag, an dem nach der Festnahme des Kurdenführers Öcalan drei Kurden in Berlin von israelischen Sicherheitskräften erschossen wurden, lief dieser türkischer Film, der gegen Mord und Folter an den Kurden eintrat, im Wettbewerb der Berlinale. Niemand erwartete, daß die Internationale Jury in Absprache mit der Festivalleitung den Mut haben wird, "Günese Yolculuk" (Die Reise zur Sonne) mit einer politischen Ehrung auszuzeichnen. Der politisch äußerst brisante, türkische Film über die Verfolgung der Kurden erhielt jedoch den "Blauen Engel" für die Behandlung eines "brisanten, aktuellen Themas".

Beim Filmfestival von Istanbul erlebte "Die Reise zur Sonne" immerhin seine türkische Premiere. Ob er auch in den Kinos laufen wird ist sehr fraglich. Als überhaupt erst zweiter türkischer Film, in dem Kurdisch gesprochen wird, die offiziell nicht zu existieren habende Sprache der "Bergtürken" (so die Regierungsdoktrin) hat er keine Chance auf Öffentlichkeit. "Yol" brauchte als erster Film mit kurdischen Dialogen ganze 17 Jahre bevor er jetzt in die türkischen Kinos kam!


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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