Das Reich und die Herrlichkeit / The Claim

Großbritannien/Kanada 2000 (The Claim) Regie Michael Winterbottom, 120 Min.

Ein Leben, ja eine ganze Stadt geht ihn Flammen auf. Es ist einer dieser furchtbaren und großartigen emotionalen Momente, in denen ohne die richtige Liebe alles seinen Sinn verliert. Und seine Liebe hat Daniel Dillon (Peter Mullan) schon vor Jahren verspielt. Mr. Dillon ist der harte aber gerechte König einer kalifornischen Goldgräberstadt, ihm gehört die Bank, das Bordell, das Hotel, die Kneipe und das Herz der Puffchefin Lucia (Milla Jovovich). Dillon ist eine eindrucksvolle Gestalt mit einer dunklen Vergangenheit. Als die todkranke Elena Burn (Nastassja Kinski) mit ihrer Tochter Hope in der Stadt ankommt, beginnt das Leben Dillons auseinander zu fallen.

Michael Winterbottoms ("Wonderland") neuer Film "The Claim" spielt 1767, wurde aus England in den amerikanischen Westen transponiert, ist aber im höchsten Maße zeitgemäß. Er zeigt eine Zeit des Wandels, mit dem Landvermesser Dalglish (Wes Bentley) kommt der Vorbote der Eisenbahn in die Stadt und beschleunigt die Veränderungen. So beginnt der zweistündige Film zwar langsam, ist aber in seiner Entwicklung unglaublich rasant. Bis zum Finale, das sich buchstäblich einbrennt. So wie heutzutage werden Zelte rasch abgebaut, Brücken verbrannt. Nur schwer lässt es sich zu den Menschen zurück kehren, die einem einst alles bedeutet haben. Doch es gibt in den Beziehungen noch Hoffnung, auf Englisch: "there is hope". Nämlich Hope Burn, Dillons Tochter, wie sich heraus stellt.

"The Claim" (deutscher Titel: Das Gold der Erde) ist nach "Jude" die zweite Verfilmung eines Thomas Hardy Romans durch Winterbottom. Auch in der verschneiten Westernlandschaft zeichnet sich ein tiefschwarzer Pessimismus ab, jedoch nicht so hoffnungslos wie im sozialkritischen "Jude", denn es gibt ja Hope ...

Nicht nur das Porträt eines archaischen Machtmenschen mit seinem fantastischen emotionalen Scheitern, großartige (Sinn-) Bilder, das Casting mit vielen interessanten Gesichtern und die Liebesdramen faszinieren in "The Claim". Auch die historische und psychologische Konstruktion dieser Welt aus Einwanderern bietet viel: Es gibt Typen wie Dillon und Lucia, die Stadt und Heim bauen. Dagegen steht der technische Eroberer Dalglish der sich mit den Schienen durchs Land arbeitet. Am Ende bleibt aber nur eine neue Generation zwischen der Asche einer alten und den unwirtlichen Gerippen des Neuen.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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