Uwe Boll-Interview

"Ich werde keinen politischen Film mehr drehen"

Von Günter H. Jekubzik

Mit einem enormen persönlichen Einsatz realisierten Uwe Boll und Frank Lustig bereits ihren ersten Film "German Fried Movie", den trotz großer Probleme bei der Produktion und beim Vertrieb mittlerweile über 30.000 Zuschauerinnen und Zuschauer gesehen haben. Auch ihren neuen Film "Barschel - Mord in Genf" mußten Boll und Lustig gänzlich aus eigener Tasche finanzieren. Zur Premiere von "Barschel" im Aachener Movie sprachen unser Mitarbeiter mit Uwe Boll.

In "Barschel" werden drei Theorien vorgestellt, weshalb und wie Uwe Barschel starb. Welche haltet ihr für die wahrscheinlichste?

Barschel hat keinen Selbstmord begangen. Wenn man die Fakten auseinandernimmt, was der Film ganz gut macht, bleibt von der Selbstmordtheorie nichts übrig. Das bestätigt übrigens auch die neueste Entwicklung mit Engholm. Wenn Pfeiffer der einzige Zeuge für die anonyme Steueranzeige ist, dann muß - bei den heutigen Erkenntnissen über Pfeiffers Glaubwürdigkeit - unter Umständen alles noch einmal neu überprüft werden. Professor Mergen von der Uni Mainz, den wir auch im Film zitieren, hat mir gesagt, er weiß, daß es drei Berufskiller waren. Er hat die Namen, aber er nennt sie nicht in der Öffentlichkeit. Ich habe jetzt Kontakt zu jemandem in Frankfurt, der auch die Zahl drei handelt, da bin ich kurz davor, daß etwas ans Licht kommt. Vielleicht gehe ich im Auftrag der Monitorredaktion der Geschichte weiter nach.

Wie ist "Barschel" bisher angekommen?

Nach einem anfänglichen Interesse von großen Kinos, war der Start enttäuschend. Die Leute scheinen sich nicht so für politische Themen zu interessieren. Viele sagen auch, der Film bringt ja nichts Neues, aber wer hat denn schon alle Spiegel, alle Stern und alle Bücher über Barschel gelesen? Ich werde auf keinen Fall noch einen politischen Film drehen, es sei denn, man hat irgendeinen Star. "JFK" funktionierte auch nur wegen Kevin Costner. "Barschel" läuft jetzt noch in den Programmkinos. Die Fernsehsender warten im Moment ab, wie sich die Sache entwickelt. Die haben die Angst, einen Film mit der falschen Erklärung einzukaufen. Wir tendieren ja zur Mordvariante. Wenn sich die allerdings bestätigt, wird es eine Renaissance des Films geben.

Wie seid ihr zum Projekt "Barschel" gekommen?

Wir haben die Idee gehabt, etwas darüber zu machen, weil wir gedacht haben, das ist genau so ein Skandal wie der Mord an Kennedy: Das ist ein Superthema, da wäre in den USA schon längst ein Krieg um die Rechte ausgebrochen. Doch die Filmstiftung NRW und die Fernsehanstalten haben alle das Projekt abgelehnt, die ARD mit dem Argument, das Thema sei schon abschließend behandelt.

Was macht man dann, angesichts der Tatsache, das Filmemachen nicht gerade billig ist?

Wir haben uns immer wieder gesagt, den drehen wir jetzt trotzdem. Aber wir hätten den Film natürlich lieber aufwendiger gemacht, mit Thrillerelementen. Alle haben umsonst mitgearbeitet, die Außenaufnahmen in Genf wurden an einem Tag gedreht, das ganze Gespräch zwischen dem Regisseur und dem Produzenten mit diesem Wust an Text mußten wir in acht Tagen drehen. Da ist natürlich klar, daß einige Szenen hölzern wirken. Hätte man die "Zwölf Geschworenen" in acht Tagen drehen müssen, würde dieser Klassiker auch anders aussehen.

Sind die grobkörnigen Aufnahmen von Barschel in der Badewanne ein Reflex auf die Stern-Titelseite?

Wir haben bei den Hotelszenen versucht, experimenteller zu arbeiten. Die Rückblenden sollen die Zuschauer emotional treffen. Das sieht nach Reality-TV aus und soll auch spannend sein.

Arbeitet ihr weiter zusammen? Was ist euer nächstes Projekt?

Bei "German Fried Movie" habe ich mit Frank Lustig alles gemeinsam gemacht. Für "Barschel" habe ich recherchiert und am Set gab es dann einige Widersprüche. Frank Lustig und Peter Schwab (der Darsteller des Regisseurs) haben dessen Figur wesentlich ruhiger gespielt, als ich es angelegt hatte. Wir sind zum Schluß gekommen, daß man bestimmte Sachen nicht zusammen inszenieren kann.Ich werde im Juli "Amoklauf" drehen, der an "Mann beißt Hund" und "Henry - Portrait of a Serial Killer" erinnern wird. Ein spröder Film über einen Psychotiker, der von Michael Rasmussen, dem Barschel-Darsteller gespielt wird.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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