Tim Robbins-Portrait

Von Günter H. Jekubzik

Er hat zwar (noch) keinen Oscar, doch in der Gesamtwertung aktueller Film-Hits schlägt er Tom Hanks um Längen: Tim Robbins begeistert zur Zeit mit drei aktuellen Filmen: In "I.Q. - Liebe ist relativ" verliebt er sich als gewitzter Mechaniker in die Nichte Albert Einsteins. Bei Robert Altmans "Pret-A-Porter" tummelt er sich den ganzen Film über mit Julia Roberts im Hotelzimmer herum. Aber auch in reiner Männergesellschaft, wenn er unter "Die Verurteilten" gerät, fesselt er mit seiner einzigartigen Leinwandpräsenz.

Diese Hitliste ist kein Zufall, denn der 36-jährige spielt schon eine ganze Weile nur in den besten Filmen mit. Nach seinem Debüt mit "Toy Soldiers" (deutscher Video-Titel: Schnitzeljagd - Teenage Apokalypse) im Jahr 1983 gab es Rollen in Erfolgen wie "Top Gun" (1986), "Howard - Ein tierischer Held" (1986), "Annies Männer" (1988) und "Jacob's Ladder" (1990). Ab dann folgte nur noch Auserlesenes: Für die Rolle des hinterhältigen und eiskalten Studiochefs in Altmans "The Player" erhielt Robbins 1992 in Cannes den Darstellerpreis und in den USA einen Golden Globe.

Mit "Bob Roberts" legte Robbins im gleichen Jahr einen eigenen Film vor: Die erste eigene Spielfilm-Regie - in Hollywood ein besonderes Privileg, reserviert für die ganz Populären - meisterte Robbins mit der zynischen Politiker-Biographie "Bob Roberts" glänzend. Nach seinem eigenen Drehbuch entfaltete sich die Verführungskraft eines Folksängers, der mit seinen rassistischen, extrem-rechten und menschenverachtenden Songs Popularität und Wahlen gewinnt. Den "umgedrehten" Boy Dylan spielt Robbins selbst, auch die Songs schrieb er zusammen mit seinem Bruder. Ein besonders kluges Vergnügen! Die videoclip-artige Präsentation der rechten Folk-Liedchen war so eindrucksvoll, daß immer wieder nach dem Soundtrack gefragt wird. Allerdings hält Robbins die verführerischen Songs bewußt zurück.

Tims Vater war übrigens auch Folkmusiker und der künftige Star wurde passend bereits in dem New Yorker Künstlerviertel Greenwich Village geboren. Schon als Zwölfjähriger spielte er an einem Experimentier-Theater. Nach der High-School nahm er an der UCLA ein Schauspielstudium auf, gründete dann eine eigene Truppe, die in Hollywood ein Theater eröffnete. "Wir kombinierten die Disziplin von Shakespeare mit der Vitalität des Rock'n'Roll." Dort fungierte Robbins als Künstlerischer Leiter und führt noch immer zeitweise Regie.

Als Filmschauspieler ging es in "Short Cuts" weiter - erneut unter der Regie Altmans. Robbins schaffte es, selbst für seinen gemeinen Streifenpolizisten etwas Sympathie zu erwecken, In der Rolle eines Deppen mußte er sich in "Hudsucker - Der große Sprung" von den Brüdern Coen als Konzernchef-Marionette bewähren. Mit den Firmen Fine Line Films und Polygram Pictures hat Robbins eigene Produktions-Gesellschaft "Havoc Productions" einen Vertrag über drei Filme abgeschlossen.

So erfreulich sein Erfolg ist, so rätselhaft bleibt es, was hinter seinem verschmitzten Lächeln steckt. Den jungen Mechaniker Ed Walters aus "I.Q. - Liebe ist relativ" steht es ebenso gut wie dem aalglatten Studiochef in "The Player". Robbins Rolle als intellektueller Bankdirektor Andy Dufresne in "Die Verurteilten" nutzt die Ambivalenz von Robbins Ausdrucks ebenso wie die Parts in "Short Cuts" oder "Pret-A-Porter". Hat Andy Dufresne seine Frau umbracht, oder ist er tatsächlich unschuldig? Längst mögen alle das stille, clevere Kerlchen - trotz des nicht ganz ausgeräumten Verdachts. In Robert Altmans neuester Satire "Pret-A-Porter" gibt Robbins einen amerikanischen Sportreporter. Vom Auftritt als arroganter Kotzbrocken bis zum Abgang als eine der sympathischsten Figuren des Films liegen nur ein paar Lachfältchen.

Mit seiner Leinwandpartnerin aus dem Hotelzimmer, Julia Roberts, wird Tim Robbins demnächst in der neuen Produktion "Bad Death" zu sehen sein.Seit den Dreharbeiten zum interessanten Baseball-Film "Bull Durham" (Annies Männer) lebt Robbins er mit der Schauspielerin Susan Sarandon und ihren beiden gemeinsamen Kindern zusammen. Das Engagement von vielen Rollen leben die beiden auch in ihrem Privatleben. Vielleicht warten sie beide deshalb noch auf ihren ersten Oscar.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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