Enki Bilal in Lüttich

Nach Chagall und Picasso ist nun der Comic-Künstler Enki Bilal mit seinen fantastischen Welten Thema einer Aufsehen erregenden Ausstellung in Lüttich. Bis zum 31.Dezember werden am neu gestalteten Place Saint-Lambert unter dem Titel "enkibilalandeuxmilleun" (Enki Bilal 2001) Originalzeichnungen, Gemälde und Filmausschnitte des visionären Künstlers zu erleben sein.

"enkibilalandeuxmilleun" macht in Lüttich einen Zwischenstopp auf ihrem Weg von Paris nach New York. Die nicht sehr umfangreiche Exposition ohne erläuternde Beschriftung der Werke wurde nicht als Retrospektive angelegt, sie ist "eine Neuordnung der Erinnerung des Künstlers". Bilal wurde 1951 in Belgrad geboren und kam 1960 nach Frankreich, wo er mit 21 Jahren in der Comic-Zeitschrift "Pilot" sein erstes Werk veröffentlichte. Seine Bilderwelten revolutionierten den Comic. Zudem entwarf er Kostüme, Bühnen- und Filmsettings. 1989 realisierte er mit "Bunker Palace Hotel" seinen ersten Film, der Nachfolger "Tykho Moon" (mit Julie Delpy, Michel Piccoli, Jean-Louis Trintignant) atmete wie Bilals Zeichnungen stark den Geist düsterer Zukunftswelten.

Kongenial situierten die Ausstellungsmacher die futuristische Bilderwelt auf dem Level -2 von Coeur Saint-Lambert. Aus der Tiefgarage geht es noch eine Etage runter im grauen Beton des Zweckbaus. Mit Technik verwachsene Gestalten, Cyborgs, Frauenakte und immer wieder Liebende, oft in seltsamer Einheit mit Tier-Mensch-Gestalten sammeln sich in Bilals poetischen Zeichnungen.

Der Falkenmensch Horus aus der nach 2023 angesiedelten Nikopol-Trilogie (1980-1992) ist sicher die bekannteste Figur Bilals. Seine Flug-Taxis, die Luc Besson für den Film "Das fünfte Element" übernahm, zeigen allerdings gelb leuchtend, wie weit der visionäre Einfluss des Zeichners reicht. Der Schöpfer dieser Welten gab sich in Lüttich jedoch großzügig: Es sei eine Ehre, so kopiert zu werden. Bilal kam zur Eröffnung kurz nach Lüttich, das die Ausstellung aufgrund langer persönlicher Beziehungen beherbergt. (Spöttisch könnte man bemerken, dass aus Sparzwängen geschlossene Toiletten Lüttich als passende Chaos-Stadt der Zukunft ausweisen.) Denn momentan dreht er seinen dritten Film, eine Mischung aus Real- und digitalem 3D-Film, der im Jahre 2095 spielt.

Die Ausstellung ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet, Donnerstag und Sonntag erst ab 14 Uhr und Samstag bis 20 Uhr.
Infos: 0032 4 250 09 93 http://www.enkibilal.be/


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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