Rekordkarriere ohne Starallüren

Diane Siemons-Willems und ihre erste Rolle

Das Jahr der ersten Küsse

Nach dem Unterricht zum Casting gegangen, Hauptrolle bekommen. Was sich anhört wie ein Traum oder wie die Handlung einer TV-Soap ist für Diane Siemons-Willems Realität geworden. Ab Donnerstag läuft der erste Film der Aachener Schülerin, "Das Jahr der ersten Küsse", überall in Deutschland an.

Mit einer Freundin ging sie zum Filmcasting, ein paar Dialogsätze waren schnell eingeübt und nach zwei weiteren Terminen stand fest, dass Diane Siemons-Willems aus 1500 Kandidaten für die Schülerclique im "Jahr der ersten Küsse" erwählt wurde. Sie spielt Kerstin, die große Liebe des jungen, unsicheren "Helden" Tristan (Max Mauff), dessen erwachsene Variante Oliver Korittke übernahm. Tristan bekommt zwar auf einer exzessiven Die-Eltern-sind-weg-Party von Kerstin immer währende Freundschaft angeboten, doch das Herz ist erstmal gebrochen, denn er wollte mehr.

Die 17-jährige Diane Siemons-Willems spielt Kerstin mit einer Natürlichkeit, die auf der Leinwand ebenso wie im richtigen Leben sehr sympathisch rüberkommt. Wer zuviel (amerikanische) Teeniefilme mit eher dämlichen und dauernd notgeilen Teenagern gesehen hat, ist überrascht, mit welcher klugen Klarheit die Schülerin des Inda-Gymnasiums zumindest ihren Weg als Schauspielerin vor sich sieht. Einen Orientierungskurs an der Theaterschule Aachen hat sie bereits absolviert. Welche Leistungskurse sie wählen wird, weiß sie noch nicht. Dass nach dem Abitur eine Schauspielschule ansteht, ist jedoch sicher.

Schon nach zwei Filmen - der TV-Film "Savannah" hat noch kein Sendedatum - hat die Schülerin mit den wachen Augen eine sehr genaue Vorstellung von ihrer Rolle im Filmbusiness. Diane "regen diese ganzen Divas auf, die ihre Nase so hoch haben. Auf das Schauspielen darf man sich gar nichts einbilden, das ist nichts Besonderes."

Diane hatte viel Glück, bei einem der wenigen guten Jugendfilme der letzten Jahre gelandet zu sein. Die einfühlsame Geschichte in "Das Jahr der ersten Küsse" bleibt nahe am Erleben der Schüler. Diana fiel nur auf, dass Flaschendrehen und all das "heute etwas früher kommt. Trotzdem konnte jeder sich mit den Rollen der Clique identifizieren." Die jungen Darsteller durften auch im gewissen Rahmen Einfluss auf die Dialoge nehmen: "Wenn wir etwas niemals sagen würden, fiel das raus." Drin blieben typische Sprüche der Achtziger Jahre wie "Stück mal ein Rück", die Discotanz-Stunden und die Songs der Zeit, für die sich Diane ganz ehrlich begeistert.

Den Filmdreh und die Schule unter einen Hut zu bringen, war nicht einfach. Zuerst sollte nur in den Herbstferien gedreht werden, dann dauerte alles länger. Es blieb ein Rückstand im Stoff, den Diane erst nach einer Weile aufarbeiten konnte.

Schon in noch jüngeren Jahren spielte Diane Siemons-Willems vor dem Spiegel dramatische Geschichten. Im Fernsehen begeisterte sie die ARD-Serie "Berlin, Berlin" mit ihrer Lieblingsschauspielerin Felicitas Woll. Beim Dreh zu "Das Jahr der ersten Küsse" hat Diane gemerkt: "Das ist mein Traum!" Eine Rolle bei den üblichen Beschäftigungsserien für Jungdarsteller, etwa bei "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" würde sie jetzt nicht mehr annehmen. "Beim Kinofilm gibt es doch ein anderes Niveau, beim Drehen wird besser drauf geachtet, was du machst." Durch die neuen Erfahrungen kuckt sie bei anderen Filmen genauer hin, schaut sich auch schon mal Sachen bei Kolleginnen ab. Wie bei alten Hasen empfindet Diane es schon "schrecklich, sich selber auf der Leinwand zu sehen. Ich achte dann nur auf Details." Kritisch ist sie auch in Bezug auf die Pressearbeit, ärgert sich, dass sie im Viva-Interview immer wieder den Faden verloren hat. Als alles geschafft war, als Diane zum ersten Mal den fertigen Film sah, sind ihr "fast die Tränen gekommen" bei den Namen im Vorspann, die mit so viel Erinnerungen verbunden sind.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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