Posse
(Posse) USA 1993, R: Mario Van Peebles, 107 Min.
Fünf Reiter galoppieren im Gegenlicht über die Prärie - was stimmt nicht an diesem Bild? Vier von ihnen haben eine schwarze Hautfarbe! Das ist neu nur für den Western-Film, dem wahren Wilden Westen waren afroamerikanische Cowboys sehr wohl vertraut, denn gerade den freigelassenen Sklaven blieb nicht viel anderes übrig, als im Westen, an der rasch und verschlingend wandernden Grenze der weißen Zivilisation, ihr Heil zu suchen. Jessie Lee flieht mit einem eher unfreiwillig erbeuteten Goldschatz vor der Rache seines Armeevorgesetzten. Seine Begleiter - die 'Posse' oder die Bande - vertrauen ihm, haben aber als Opfer der weißen Rechts- und Militärsystems auch keine andere Wahl. Jessies gerechtes Ziel in "Posse - Die Rache des Jessie Lee" ist nicht Reichtum, sondern Vergeltung an den rassistischen Mördern seines Vaters, an den Männern, die auch ihn damals schlugen und noch heute den Traum einer friedlichen, schwarzen Ansiedlung - Freeville - zerstören wollen. Im Showdown treffen sich die Schatten der Vergangenheit, der Gegenwart und der Kampf um eine freie Zukunft.
Mit ungewöhnlichen Kameraperspektiven und einem Blick für unterdrückte Minderheiten erzählt und spielt Mario Van Peebles (in der Hauptrolle) "Posse - Die Rache des Jessie Lee" als einen modernen Western. Dreckig zeigt er die Verderbtheit der Bösen, sozial engagiert legt er Stränge, die sich bis ins Heute verfolgen lassen. Das Format breitet sich im Cinemascope über die ganze Kinowand aus, während die schnelle Montage den Raum und die Zeit zerstückelt.
"Posse" erfüllt einen gerechten Anspruch aller Afroamerikaner auf ihren Anteil auch am Filmgenre des Westerns. Schon in Van Peebles letztem Film "New Jack City" reicherte er den Rahmen eines Genres - damals war es der Gangsterfilm - mit Themen und Schauwerten an, die der schwarzen Gemeinschaft Amerikas mehr Identifikationen boten. Gleichzeitig gelang ihm, wie jetzt mit "Posse", rundum gelungene, modern gestaltete Unterhaltung ohne Schwachstellen. Van Peebles bleibt sowohl dem Genre, als auch seiner kulturellen Identifikation treu: Im Rahmen erzählt Woody Strode, einer der bekanntesten schwarzen Westerndarsteller und der Nachspann zeigt einige Western-Szenen mit afroamerikanischen Randfiguren. "Posse" zelebriert zwar genremäßig das Töten, thematisiert dabei aber auch den Konflikt zwischen gewaltfreiem und kämpferischem Widerstand, die Entscheidung zwischen den extremen Positionen Martin Luther Kings oder Malcolm X. Die Dramatik des Westerns "Posse" läßt immer nur den blutigen Kampf ums Überleben als Lösung: Der geduldige Vater des Helden starb einen Tod am Kreuz und diejenigen, die seine Worte übernahmen, erweisen sich als Verräter.
Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik
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