Pocahontas

USA 1995, Regie Mike Gabriel, Eric Goldberg, 81 Min.

Von Günter H. Jekubzik

Die Begegnung der schönen Wilden mit dem großen weißen Mann ist für die Amerikaner nicht nur ein universaler Mythos. Das Treffen des englischen Eroberers John Smith mit der Indianerin Pocahontas ist dort Allgemeingut. Jedes Kind weiß, was an der von Weißen unberührten Küste Virginias zu Anfang des 17. Jahrhunderts passierte. Grund genug für Disney, aus der Geschichte ihren neuen großen Zeichentrickfilm zu zaubern. In ausgewählten Großstädten startet heute "Pocahontas". In der nächsten Woche ist er dann überall zu sehen.

Pocahontas ist eine wilde Häuptlingstochter, die an der Flußgabelung lieber den schwierigeren, abenteuerlichen Weg sucht. Der arrangierten Heirat mit dem besten Krieger des Stammes kommt auch die Begegnung mit dem Pionier John Smith in die Quere. Als angesehener Captain zog er mit seiner Mannschaft aus, um alles Fremde zu bekämpfen - wie einst Captain Kirk. Während sich ihre Völker zum Kampf rüsten, treffen sich die beiden Abenteurer verschiedener Kontinente heimlich. Nachdem Pocahontas überraschend schnell Englisch gelernt hat, bringt sie dem fremden Krieger Achtung im Umgang mit der (tricktechnisch witzig) beseelten Natur nahe.Anfangs fallen die kantigen Gesichtszeichnungen der Indianerin auf, aber ihre sehr eleganten, geschmeidigen Bewegungen verzaubern rasch. Die heikle, "politisch korrekte" Darstellung der amerikanischen Urbevölkerung meisterten die Disney-Macher mit einem eingänglichen Appell zur Völkerverständigung. Vorsicht war angesagt - denn selbst im erfolgreichen Vorgänger "König der Löwen" fanden überkritische Augen Rassismus und Antisemitismus.

Die Positionen wurden selbstverständlich vereinfacht, "Pocahontas" soll ja vor allem Kinder ansprechen. Trotzdem ist er angefüllt mit bedeutungsvollen Bilder, poetischen Zeichnungen, klugen Metaphern und vielen reizvollen Details: Wie könnte man besser die anfängliche Perspektive Smiths sinnlich machen, als mit dem im glänzenden Helm verzerrten Spiegelbild von Pocahontas.

Besonders viel Spaß bringen die niedlichen tierischen Freunde von Pocahontas: Ein kleiner bunter Specht und ein witziger Waschbär freunden sich mit dem fetten Schoßhündchen des Gouverneurs an. Einige Elemente erinnern an den "König der Löwen": Der Blick auf den in den Himmel ragenden Felsen; der Wind, der Blätter und friedsame Botschaften fortträgt. Ihn besingt auch der schönste der Ohrwürmer, die erneut von Alan Menken und Stephen Schwartz geschrieben wurden.

In der wahren Geschichte gab es übrigens kein Happy End. Wie bei der ähnlichen Geschichte der Eroberung Mexikos, wo Cortez die Tochter Moctezumas zur Dolmetscherin und Geliebten nahm. Pocahontas starb, nachdem sie mit nach England gebracht wurde.

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avz-kurz 26.11.95

Pocahontas

Der 33. Disney-Zeichentrick läßt eine alte amerikanische Legende wieder aufleben: John Smith führt um 1600 ein Schiff britischer Abenteurer nach Amerika. An der Küste des heutigen Virginias begegnen sich rücksichtslos habgierige Weiße und ihr Land tapfer verteidigenden Eingeborene. Der Krieg kommt immer näher, nur die Liebe und das gegenseitige Verständnis der Häuptlingstochter Pocahontas und des Captain John Smith verhindern - erst einmal - das Gemetzel.Lieblich, witzig, mit viel Gesang gut gemacht, gilt auch für diesen Disney. Der schön besungene Wind bringt Botschaften von Toleranz, Naturverbundenheit und Völkerverständigung.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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