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Plunkett & Macleane

 

GB 1999 (Plunkett & Macleane) Regie Jake Scott, 93 Min.

Brutal, unappetitlich und frech - so kommen Kostümschinken meist nicht daher. Aber "Plunkett & Macleane" sind anders. James Macleane (Jonny Lee Miller) ist ein Möchtegern-Aristokrat, dem aber vor allem das Geld dazu fehlt und dem in der Gosse nur noch ein Rest von Erziehung und Umgangsformen bleibt. Will Plunkett (Robert Carlyle aus "Trainspotting" und "Ganz oder gar nicht") ist ein raffinierter und aggressiver Räuber, der allerdings kurz vor dem Galgen steht. Ein Rubin, der in aller Mund und Gedärm war, bringt die beiden zusammen. Und eine Idee Plunketts: Macleane gibt fortan den Spion in edlen Kreisen, um die fetteste Beute auszuspionieren. So rauben sich die beiden durch die High Society London, wobei eine gefährliche Liebesgeschichte nicht fehlen darf. Ausgerechnet in Rebecca (Liv Tyler), die Tochter des "Sicherheitsministers", verguckt sich der unbedarfte Macleane. Dazu ist Rebecca noch wider ihren Willen dem Geheimdienstchef Chance versprochen. Mr. Chance (Ken Stott), der Bluthund mit der Bibel, führt auf seinem Feldzug für Law & Order eine finstere Schlägertruppe an.

Dieser schmutzige Mantel und Degen-Film beginnt irritierend düster als Popclip, endet aber mit einer traditionellen und unpassenden Mystifizierung des Helden. Ein wenig wie "Wild Wild West" versucht "Plunkett & Macleane", den altbekannten Stoff, die nicht besonders originelle Story mit Modernismen aufzupeppen: moderne Gewalttätigkeiten, alte Gesellschaftstänze unter Houseklängen, leicht verfremdete Kostüme, ein gewaltiger Feuerzauber. Rebecca hängt sich die Zeitungsschnipsel ihres Räuberidols wie Bravoposter an die Wand. Der schwule Earl Rochester (Alan Cumming) stolziert mit auffälligen Piercings herum. Wohlwollend könnte man vermuten, die Geschichte und ihre Umstände wären ein Spiegel unserer Zeit, aber auch wenn die Aristokraten sich mit falschem Glanz behängen, gemeint ist damit nichts Weiterreichendes.

Man wiederholt sich, aber "Plunkett & Macleane" sieht in der vor allem ersten Hälfte tatsächlich nur oberflächlich reizvoll aus, typisch für die Filme von Clipregisseuren. Und es tatsächlich die Inszenierung des Werbe- und Videofilmers Jake Scott in seinem Spielfilmdebut. Jake Scott kommt gleich aus einer Dynastie der Werbefilmer: Er ist der Sohn von Ridley "Blade Runner" Scott und der Neffe von Tony Scott.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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28.09.1999