Pimpf war jeder

Von Günter H. Jekubzik

Erwin Leiser ist ein ausgezeichneter Publizist und Dokumentarist. Leiser war auch Schüler in einer Berliner Klasse, die 1940 Abitur machen sollte. Ein Drittel der Mitschüler starb im Krieg, einige mußte schon 1938 die Klasse und Deutschland verlassen. Der nach Schweden geflohene Jude Erwin Leiser befragte 50 Jahre später die Überlebenden: Zu ihren Einzelschicksalen; darüber, wie sie das Ausgrenzen und das Verschwinden der jüdischen Schüler erlebten.

Sein leiser Film über eine Schulklasse in der Nazizeit war eine genaue Beschreibung des Alltags. Das offene Nachfragen bei verschiedenen Zeitzeugen vermittelte die Situation besser als das aufgeregte, schnelle Aufkleben von Mitläufer-Etiketten. Gleichzeitig wurde verblüffend deutlich, wie Erinnerung (nicht) funktionieren kann, wie perfekt sie Unerwünschtes oder Unangenehmes ausblendet. "Pimpf war jeder" - dieser Spruch machte die Leichtigkeit und scheinbare Selbstverständlichkeit klar, mit der - "rassisch unbedenkliche" - Jugendliche in die Institutionen des Nazi-Staates integriert wurden. Oder auch die Sorg- und Bedenkenlosigkeit, mit der sie sich einreihen ließen.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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