Phoolan Devi - Rebellion einer Banditin

BRD 1993, R: Mirjam Quinte, 80 Min.

Eine junge, arme Frau aus der Unterschicht rächt sich nach einerVergewaltigung an der gesamten Mannschaft der Täterdorfes. Miteiner Bande zieht sie, wie es in ihrer indischen Region auch heutenoch üblich ist, fortan raubend herum. Die Frau, die mit elfJahren verheiratet wurde, übernimmt sogar die Führung einer Bande,nachdem sie erst Geliebte des Leiters war. Diese aktuelle undwahre Begebenheit nahm die indische Filmindustrie, die eifrigsteder Welt, zum Anlaß sagenhafter Legendenbildung, während die wahrePhoolan Devi im Gefängnis saß.

Mirjam Quinte befragt in ihrer Dokumentation, die allesüberdeutlich erklärt, indische Frauen in ähnlicher Situation. Sieerzählt nicht nur eine Räuber- sondern vor allem eineFrauengeschichte, denn die Hintergründe der abenteuerlichenHandlungen werden plötzlich allgemeingültig. Alle Kumpanen PhoolanDevis kamen außerdem viel eher aus dem Gefängnis.

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Eine aktuelle indische Heldin ist Phoolan Devi: Mit ihrerRäuberbande wurde sie in einer Gegend zur Legende, dietraditionell Räuber als Robin Hood-Truppen zum Ausgleich sozialerUngerechtigkeiten kennt. Die Dokumentation von Mirjam Quinte undder Medienwerkstatt Freiburg zeigt den Mythos, Ausschnitte ausvielen Spielfilmen, die bisher über Phoolan Devi gemacht wurdenund auch die wirklich Phoolan Devi, die nach immer im Gefängnissitzt, während ihre männlichen Räuberkollegen längst wieder freisind. So wird "Phoolan Devi" zur ganz normalen Geschichte einesarmen Dorfmädchens, sehr jung verheiratet, bald vom Ehemanngetrennt, ausgestoßen, vergewaltigt. Die Reaktion und dieangebliche Rache an 18 Männern verstehen die interviewtenindischen Frauen sehr gut, Phoolan Devis Leben scheint ihnen - bisauf die Entscheidung, sich aktiv zu wehren - sehr vertraut.Dagegen zeigen die Äußerungen und das Gesicht Phoolans Devis keinBewußtsein über ihre Taten, sie erzählt einfach alles, lächelnd,etwas stolz über die erlangte Aufmerksamkeit.

Etwas einfache Erzählung hätte auch dem Film gutgetan, der nichtnur ein Kommentar-Film, sondern sogar ein Alles-Erklär-Film ist,bei dem die Augen oft Pause machen können. Nur wenigeherausgelöste Bilder versuchen, auf andere Art, etwas assoziativerzu vermitteln.

Geier dringen in den Anus von toten Tieren ein, wie auch dieGeschichte von Phoolan Devi ausgeweidet wird. Ebenso wiederholtsich das Bild einer kleine Viehhirtin, deren Bauch leicht gewölbtist - deutet das auf eine extrem frühe Schwangerschaft hin?


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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