Paycheck - Die Abrechnung

USA 2003 (Paycheck) Regie John Woo mit Ben Affleck, Aaron Eckhart, Uma Thurman 119 Min. ab 12

Immer wenn es Gedächtnisprobleme im Thriller gibt, sollte man an ... wie hieß er noch .... ach ja: Philip K. Dick denken. Der geniale Autor doppelter, kopierter, verborgener oder geraubter Identitäten wird gerade von den Filmen aufgesogen: "Total Recall" mit Schwarzenegger, "Blade Runner" mit Harrison Ford oder Spielbergs "Minority Report" basieren alle auf einer der vielen verblüffenden Ideen aus Dicks Kurzgeschichten. Jetzt muss sich Ben Affleck als Mann ohne Vergangenheit bewähren.

Wieder hält Michael Jennings (Ben Affleck) einen dicken Gehaltsscheck in der Hand und weiß nicht, womit er das verdient hat: Jennings ist ein genialer Wissenschaftler und in nicht so ferner Zukunft löscht man einfach das Gedächtnis solcher Mitarbeiter, damit die wertvollen Firmengeheimnisse nicht woanders ausgeplappert werden. Alles läuft wunderbar, der digitale Videorecorder zeichnet die Sporthighlights auf - somit hat Michael bei seinem wochenlangen Einsatz wohl nichts verpasst.

Doch dann kommt ein besonders lukrativer Auftrag, der ihm drei Jahre seines Lebens kosten wird. Der leichtlebige junge Mann nimmt das Angebot an, um am Ende statt mit zig Millionen mit einem Briefumschlag voll mit scheinbar nutzlosem Zeug dazustehen. Scheinbar - denn bei den dramatischen Entwicklungen erweist sich der Kram als sehr praktisch. Eine Brille hilft ihm, unter Rauchschwaden aus der Haft zu entfliehen, ein Metroticket verschafft ihm Vorsprung vor den Verfolgern ...

Eine raffinierte, packende Konstruktion, halt eine typische Idee von Philip K. Dick, macht "Paycheck" zum intelligenten Thriller. Nicht nur weil die Hauptfigur Jennings sehr gekonnt mit Vergangenheit und Zukunft spielt. Hongkongs Meisterregisseur John Woo, der mit ersten Hollywood-Filmen wie "Face/Off" und "Mission: Impossible 2" etwas schwächelte, hat einen würdigen Stoff gefunden. Man muss tatsächlich an Hitchcock denken, wie dessen "Mann, der zuviel wusste" sucht Jennings, der Mann ohne Gedächtnis, verzweifelt, die Rätsel seiner Vergangenheit zu entwirren. Die hilfreichen Puzzleteile aus dem Umschlag machen "Paycheck" zu einem Science Fiction-Märchen; da es doch noch Fragmente der Erinnerung gibt, bekommt die Geschichte auch tragische Züge. Die Liebesgeschichte zu der Kollegin Rachel Porter (Uma Thurman mit furchtbarer Frisur) lässt zwar emotionale Chemie vermissen, doch die rasch fortschreitende Handlung funktioniert vortrefflich. Für einen John Woo-Film gibt es relativ wenig Action, wobei selbstverständlich eine Verfolgungsjagd auf dem Motorrad und die klassische Pattsituation zweier Männer mit Pistolen im Anschlag nicht fehlen dürfen. Sehr schön haben die Ausstatter das entscheidende Thema Zukunft in Kristallkugeln und Handlinien eingebaut. Und auch eine kleine Irritation bleibt nach dem spannenden Filmspaß übrig - wie es sich für Dick gehört: Michael Jennings weiß genau, dass derjenige, der seine Zukunft kennt, keine Zukunft hat. Weswegen will er dann trotzdem vor der erlösenden Zerstörung einer "Zeitmaschine" noch einen Blick in die Zukunft werfen?

http://www.paycheck-dieabrechnung.de


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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