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Payback
USA 1998 (Payback) Regie Brian Helgeland, 101 Min. FSK ab 16
Arbeitet Tarantino nun unter einem Pseudonym? "Payback" beeindruckt auf Anhieb durch seinen Retro-Stil, die knallroten Titel, die Musik wie aus den TV-Krimis der Sechziger. Wir sehen eine schmierige Operation, hören den zynischen, verbitterten Off-Kommentar des extrem entschlossenen Helden. Er ist sehr genau, was das Begleichen von Rechnungen betrifft, will auf Heller und Pfennig zurückzahlen - sowohl den Kaffee in der Bar als auch die Kugeln, die ihm sein Partner in den Rücken jagte. Gnadenlos "fragt" sich Porter (Mel Gibson) zum dem durch, der ihn reingelegt und fast umgebracht hat. Er quasi ein Anti-K., macht seinen Gegnern - im Gegensatz zu Kafka - den kurzen Prozeß und rast von einer Instanz zur nächsthöheren. Dabei ähnelt er dem schrecklich gerechten Kleist'schen Kohlhaas, indem er immer wieder betont, er wolle nur die - für den mörderischen Aufwand lächerliche - Summe von 70.000 zurück, nur seinen Anteil, mehr nicht. Aber niemand hört ihm zu.
Val (Gregg Henry), ein brutaler Sadist, hat sich mit einer zweifach ergaunerten Summe inzwischen bei einer Art Mafia eingekauft, die früher Syndikat hieß und sich jetzt modern "Outfit" nennt. Porter gegen Val, das ist ein ungleiches Duell: bescheiden gegen unbeherrscht, raffiniert trickreich gegen unkontrolliert dumm. Doch es mischen noch eine Menge anderer Leute mit. Das Syndikat, die damals beraubten Asiaten sowie zwei korrupte Polizisten. Und ganz klassisch hat Porter einen wunden Punkt in Form der alten, unausgesprochenen Liebe zur Prostituierte Rosie (Maria Bello), deren Bodyguard er früher war, bevor sie sich zu nahe kamen.
Porters Rückkehr zu seiner drogenabhängigen Frau Lynn (Deborah Kara Unger) endet mit einer Überdosis noch bevor wir erfahren, ob er ihre Beteiligung am Verrat rächen oder verzeihen will. Dann läuft alles sehr glatt, Porter fertigt der Reihe nach den Boß Carter, dann dessen Boß und schließlich den Oberboß Bronson (Kris Kristofferson) ab. Komödiantisch absurder Höhepunkt ist die hilfsbereite S/M-Prostituierte Pearl, mit deren lustvoller Hilfe sich niemand die Hände schmutzig zu machen braucht. Doch Porter treffen auch immer wieder brutale Gegenschläge, die viel Blut und Gewalt mit absurdem Humor aufmischen. Rosie charakterisiert ihren alten Freund, der nach langen totgeglaubten Monaten wieder auftaucht: "Ich glaube, du bist wirklich tot, aber zu dickköpfig, es zuzugeben."
"It's a man's world" ... ... ruft es aus jeder Pore dieses Films (nach dem Roman "The Hunter" von Richard Stark), der nur echte Männer und Prostituierte kennt. Mel Gibson verleiht diesem recht vertrauten Typen jedoch frisches Eigenleben. Wie immer ist der Held nicht richtig hart, zwischendurch läßt er die Schultern hängen, und man spürt, er möchte endlich Feierabend haben, sich auf die Couch legen und die Sportschau sehen.
Doch er zieht das Ding trotzdem stilvoll durch. So klar, treffend wie Porter seinen Ehering mit der tödlichen Heroinnadel seiner Frau in die Wand rammt oder wie der eine blutbefleckte Klingelknopf, der Val Porters Fluchtort verrät, sind die exzellenten Bilder dauernd. Brian Helgeland gelang ein sehr sehenswerter Film, der sein Genre mit Humor und bestem Handwerk belebt.
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