Eine pornographische Beziehung

Belgien/Fr 1999 (Une liaison pornographique) Regie Fréderic Fonteyne, 81 Min.

"Eine pornographische Beziehung" - ein scharfer Titel! "Sex sells" wäre auch recht einträglich. "Das komplizierte Liebesleben mittelalter Franzosen" klingt schwach. Aber darum geht es ...

Ein Mann (Sergi Lopez) und eine Frau (Nathalie Baye) erzählen eine Geschichte. Eine Phantasie? Ein Abenteuer. Sie erzählen in humorvoller Form, in Interviews und Rückblenden, wobei sich Unstimmigkeiten ergeben. Die Kamera bleibt lange draußen, auf dem roten Gang vor dem Zimmer 118 des Stundenhotels, in dem sie sich wöchentlich treffen. Auch die peinlichen Momente der Stille nimmt sie auf. Aber die plaudernde Beziehung bricht immer wieder in Gefühle aus und dann steht ihre Zunge nicht still. Viel wird geredet: Im Off und im Bild, verschlüsselt über Wünsche, über Sex im Film. Trotzdem erfahren auch wir nichts über das Privatleben der einmal pro Woche Liebenden. Mitten im Glück klopft der Tod an, ein alter Mann vom Nebenzimmer bricht zusammen. Dies das einzige Ereignis, das von außen in diese Geschichte eindrang. Bevor es dann zu einem Liebesfilm gerät, folgt der Liebeserklärung der verdreht romantische Abschied. Eine problematische Beziehung.

Während Stanley Kubrick Tom Cruise in "Eyes Wide Shut" sexuell frustriert durch die Nacht laufen ließ, gab es 1999 in Frankreich gleich noch einen Mainstream-Film über das verhaltene Ausloten geschlechtlicher Beziehungen - "Romance X". Dieser lebte wenigstens einige Liebes-Spielarten aus, "Eine pornographische Beziehung" hingegen bleibt quasi immer hinter den Türen, läßt nur einige schüchterne Gedanken hören. Dass der Film ohne Aufregung, ohne Erweiterung, ohne große Idee trotzdem ansehnlich ausfällt, ist nur den beiden alleinigen Darstellern zu verdanken. Sergi Lopez fiel in Deutschland erstmal als Schuhverkäufer in "Western" auf. Nathalie Baye ist seit Jahrzehnten eine Größe im französischen Film, hat mit vielen Bekannten von Truffaut bis Paul Morrissey zusammengearbeitet. Zur Zeit ist sie auch in "Schöne Venus" zu bewundern.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

realisiert durch
Ein Service von
arena internet service
FILMtabs-Logo