Ein perfekter Ehemann

GB 1999 (An ideal husband) Regie Oliver Parker, 94 Min.

Der Moralischen Zähmung

Einen großen Applaus hat sich Oscar Wilde verdient - in diesem Film und mit dem Theaterstück "Ein idealer Gatte", das ihm zugrunde liegt. Was wir allerdings mit einem Kostümstück aus der spätviktorianischen Epoche sollen, ist fraglich.

Dabei sind die gesellschaftlichen und politischen Ränkespielen ganz modern. Mit aller Macht wollte Sir Robert Chiltern (Jeremy Northam) nach oben. Jetzt genießt er mit seiner äußerst tugendhaften Gattin Gertrude (Cate Blanchett) die Aussicht der noblen Position. Doch Mrs. Cheveley (Julianne Moore), eine Freundin aus alten Zeiten, weiß etwas und will damit große Weltpolitik beeinflussen. Das moralische Dilemma für das Regierungsmitglied Sir Robert Chiltern soll der beste Freund Lord Goring lösen, aber der begehrte Dandy hat selber eine Vergangenheit mit der Erpresserin. Auf dem Höhepunkt der Verwicklungen gibt es dann eine Rush Hour bei Lord Goring, Auftritt und Abgang wechseln rasant, die Wortgefechte schlagen Funken. Wer sich angesichts dieser Vielzahl alter Geschichten moralisch geben will, ist ein weltfremder Narr. Wie Gertrude, die als Mischung von Kohlhaas und reinem Parzival einen Mann ohne Lügen will.

Ohne die schauspielerischen Leckerbissen, in anderen Kostümen und etwas derber könnte die herzliche Komödie auch ein Bauernschwank sein. Doch Oscar Wilde sei Dank gibt es diese brillant geschliffenen Dialoge, angereichert mit Aphorismen und raffiniert ausgespielt. Vor allem Rupert Everett als der umschwärmte, "coole" Zyniker Lord Goring legt eine exzellente Show hin.

Die mit Intrigen gespickte, spöttelnde Gesellschaftsdarstellung zeigt, dass schon damals galt: Information ist Macht und: Jeder hat Dreck am Stecken. In Zeiten nach Dallas und Denver ist dieser überkommene Konflikt der allzu moralischen Gertrud nur schwer nachzuvollziehen. Aber Wilde machte sich ja auch schon damals über ihn lustig. Der Untersuchungsausschuß kommt nach monatelangen Beratungen über diese unverfängliche Kostum-Unterhaltung zum Ergebnis: Na ja ...

Der Soundtrack
Die Analyse


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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