Die Putzfraueninsel

Film derWoche

BRD 1996, Regie Peter Timm, 95 Min.

Es ist ein helles Vergnügen, ihr beim Herumwirbeln zuzusehen:Mit Irma (gespielt von Jasmin Tabatabai) macht selbst das PutzenSpaß. Bei Regisseur Peter Timm kann da schnell noch richtigInhalt und Tiefgang hinzukommen. Irma findet auch in derreinigungsbedürftigen Villa der zukünftigenOberlandesgerichtspräsidentin Frau Dr. Schwarz eine Oma imKeller. Die flotte Putze rettet die verstörte und abgemagertealte Dame namens Nelly und kümmert sich fortan auf eine sehroriginelle Art.

Als Nelly wieder fit wird, gerät eine ziemlich übleIntrige ans Tageslicht. Spannend gestaltet sich der Kampf umsFamilienerbe. Satirisch-tragisch das Leben eines dunkelhäutigenAdoptivsohnes der Frau Schwarz. Aber vor allem beweist dieeigenwillige Dame Nelly, daß die heutige Generation nicht dieeinzige wilde und hemmungslose der Menschheitsgeschichte war. MitErzählungen aus alten Zeiten treibt die fidele Nelly denüberspannten Liebhaber Irmas in die Flucht und jedem einLächeln ins Gesicht. Lachend blicken wir mit jungen wie altenFrauen in die Seelen der Menschen und genießen sogar dasfeucht-glückliche Happy-End auf der Putzfraueninsel.

Spiegelgeschichten: Da blieb mir die Spucke weg und der Kullistockte. Hat Peter Timm schon immer so mit Spiegeln herumgewirbelt?Das war ja wie zu besten Faßbinder/Ballhaus-Zeiten!

An Einzelheiten erinnere ich mich an die Reihe von Spiegeln, dieFrau Dr. Schwarz in mehreren Facetten zeigten - ein Symbol fürFalschheit ... wenn wir nicht Irma vorher in ähnlicherEinstellung gesehen hätten.

Ihr Auftritt erfolgt mit Wegwischen einer Schaumschicht von einemSpiegel. Geheimnisse verbergen sich hinter Spiegeltüren.Beobachtungen tätigt Irma (oder Peter Timm) gerne durchhalbdurchlässige Scheiben. Selbstgesprächeselbstverständlich mit Spiegeln. Doch das Probesprechen vonSchuldsprüchen der Schwarz vor Spiegel und Videokamera ist ersteSahne.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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