Die Prophezeiung

USA 2000 (Bless the Child) Regie Charles Russell, 107 Min.

Mystik und Horror im Kino - das ist immer ein böses Omen. Solche Filme sind mit dem Stigmata behaftet, einen Bodensatz christlicher Kulturgeschichte als dramaturgischen Beschleuniger für simple Schauergeschichten zu verheizen. Das wirkt meist so lächerlich wie Arnie Schwarzenegger als seliger Weltenretter in "End of Days".

Diesmal ist es Kim Basinger, die als sorgende Krankenschwester Maggie ihre kleine Nichte Cody aus den Fängen des Teufels retten soll. Das Mädchen verfügt über eine Light-Version der Kräfte Jesus, kann heilen, trösten und Madonnen zum Weinen bringen. Deshalb wird sie von Eric Stark (Rufus Sewell), dem Leiter einer geheimnisvollen Bewegung, entführt. Dass dieser düstere Mensch auch hinter einer Serie von okkulten Verbrechen steht, bezweifelt niemand mehr. Nicht nur Herodes' Tötung der Kinder wiederholt sich in New York, auch die Versuchung Jesu durch den gefallenen Engel Luzifer müssen wir in einer modernen Fassung miterleben.

Dieser sehr unoriginelle Thriller wirkt im modernen Kino deplaziert wie die gesamte neue Mystik-Welle mit "Stigmata", "Im Auftrag des Teufels" oder "End of Days". Es geht dabei keineswegs um die Rettung der Kirche gegen die neue Jenseitigkeit von "Matrix" u Co., eher um das Ausschlachten christlicher Kultur in einer zunehmend säkularen Gesellschaft. Religion dient hier als Trostpflaster für eine schwache Dramaturgie. Gar nicht mehr moderne religiöse Wunder wirken im Vergleich zu den Wundern der Filmtechnik wie antiquierte Fotos und werden vom Zielpublikum verlacht. Visionen fliegender und kreuchender Unwesen sind deplaziert integriert. Einem Dämonen im Stile der Harryhausen-Tricksereien aus den Sechzigern stehen gutartige Glitzerwesen entgegen, die wie Elfen bei Peter Pan herumflattern. Kim Basinger spielt redlich, das wundersame Kind sieht seltsam aus, Christina Ricci setzt als Junkie ihre düstere Karriere fort. Diese unheilige Allianz von Heilungen und Action ist trotzdem zum Scheitern verdammt.

http://www.dieprophezeiung.de
http://www.blessthechild.com


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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