Open Range

USA 2003 (Open Range) Regie Kevin Costner mit Kevin Costner, Robert Duvall, Annette Bening 134 Min.

Was reitet bloß "die Amerikaner", dass sie an allen Kinofronten wieder wie wild auf historischen Western machen? Tommy Lee Jones wird zum Indianer, um in "The Missing" seine vermisste Enkelin zu retten. Jude Law spielt "Einer kam durch" im amerikanischen Bürgerkrieg, um zu Nicole Kidman auf den "Cold Mountain" zu kommen. Und selbstverständlich Costner, der ewig Gestrige, der mit dem Trend von Vorgestern tanzt ... Costner feiert die Weite des Landes und die Enge der (männlichen) Stirn in "Open Range".

Cowboys, weite Ebenen, weiter Himmel. Charley (Kevin Costner als Regisseur, Produzent und Star) und sein Boss (Robert Duvall) sind seit zehn Jahren zusammen - geritten. Sie treiben Kuhherden über die offene Landschaft. Doch "Open Range" markiert eine Zeitenwende: Die Cowboys, die über das freie Land ziehen, bekommen Ärger mit den Siedlern, die das Land einzäunen wollen. Nachdem ein Gehilfe brutal zusammen geschlagen wird, reiten Charley und Boss widerwillig in das verachtete Westerndorf. Der Rancher Baxter (Michael Gambon) droht ihnen, doch richtige Männer lassen sich nicht herum kommandieren. Sie weichen keiner Provokation aus, bringen sich gegenseitig um, ohne mit der Wimper zu zucken. Aber als die Schergen des Farmers dann auch den Hund erschießen, muss es zum klassischen Duell auf der Dorfstraße kommen.

Das ganze hirnlose Gehabe wirkt lange völlig albern, wie der überforderte Doktor, der immer die Verletzten beider Parteien zusammen flicken muss. Doch dann taucht zum Glück eine Frau auf, die Schwester des Doktors (Annette Bening) rührt an den harten Kerlen. Nur eine Frau könnte Charley an ein Heim binden und nur eine Frau macht sein Ende dramatisch, denn wer es so blindlings auf Konfrontation anlegt, den schreibt man schon früh ab. Aber so bekommt der Film dank einer Frau doch noch ein Körnchen Weisheit und Sinn. Selbst wenn auch sie versteht, dass man sich für Rache und das Prinzip umbringen muss. Also ziehen die Cowboys mit Zigarren und Schweizer Schokolade in den letzten Kampf ..

Hier bäumt sich "Open Range" noch einmal zum richtigen Western auf. Es gibt ein packendes Duell mit Hyperrealismus, der eher fasziniert als abschreckt. Die Bevölkerung flieht, um Stunden später brav die Leichen weg zu räumen. Das Leben geht weiter, wie in Scorseses "Gangs of New York" sind diese sinnlosen, tödlichen Auseinandersetzungen ein lästiger Anachronismus.

Costners Themen sind meist hoffnungslos veraltet, mal spielte er Baseball mitten im Maisfeld, mal trug er nach der Apokalypse trotzig Post aus, mal segelte er einsam durch die "Waterworld", aber jetzt hat er etwas neues Veraltetes gefunden: Kämpfen, Töten, gnadenlos dumm sein! Auch "Open Range" ist ein richtiger Männerfilm. Ernste, halbwegs schweigsame Männer verraten sich erst nach zehn Jahren, wie sie eigentlich heißen! Das passt Costner und Robert Duvall ("Apostel") sehr gut, richtig klasse ist allerdings Michael Gambon als teuflischer Farmer Baxter.

Interessantes bietet der Hintergrund, das historische Ende vom Mythos des offenen Landes, wobei der Schritt vom Nomaden zum Siedler ja auch ein Wendepunkt in der Kulturgeschichte der Menschheit ist. Es gibt noch keine staatliche Gewalt, der Sheriff ist korrupt, der Marshall weit weg. Was "Open Range" letztendlich draus macht, gehört wieder in die Abteilung "albern": Die Versöhnung zwischen Siedlern und Nomaden im Kleingarten ist wieder ein echter "Costner".


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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