One Night Stand

USA 1997 (One Night Stand) Regie und Buch Mike Figgis, 104 Min.

Leaving Los Angeles

Von Günter H. Jekubzik

Max, ein erfolgreicher Werbefilmer aus Los Angeles, besuchtzwischen den Geschäften in New York seinen alten Freund Charlie(Robert Downey Jr.). Durch einen dieser folgenträchtigenZufälle verpaßt Max (Wesley Snipes) seinen Rückflugund kann mit der attraktiven Karen (Nastassja Kinski), die das Spielder Blicke in der Hotellounge erwiderte, ins Konzert gehen. DieserAbend, die Momente erster Annäherung, das Flüstern ins Ohrstellt Regisseur Mike Figgis so intensiv, so zärtlich dar - dasist schon der Seitensprung. Was später in einer unruhigen Nachtim Hotel passiert, läuft wie im Traum ab. Doch Max und Karensind mit anderen verheiratet, es war alles nur ein "One Night Stand".

Der neue Film des Regisseur vom Oscar-Erfolg"Leaving Las Vegas"erzählt weniger von aufregender Leidenschaft als von einem Mann,der zwei große Lügen in sich trägt: Die Freundschaftzum schwulen Charlie (Robert Downey Jr.), der mittlerweile an Aidserkrankt ist und bald sterben wird. Und den Seitensprung füreine Nacht - ebenfalls in New York plaziert. Max ist eigentlich einruhiger, besonnener Typ, in dem folgenden Jahr der Lüge vertrittseine Positionen jedoch mit extremer Härte.

Als Max mit seiner Frau Mimi (Ming-Na Wen) ein Jahr spätererneut in New York ist, um Charlie in dessen letzten Stunden zubegleiten, sieht er Karen wieder - als Schwägerin von Charlie!(Den Bruder Vernon spielt übrigens ein weiterer Star: KyleMacLachlan.) Während dessen Theaterfreunde jeden Tag liebevollfeiern, zeigen intensive Blicke, daß sich zwischen Max undKaren mehr als ein "One Night Stand" ereignet.

Auch wenn "One Night Stand" sehr dunkel fotografiert ist - vielpassiert in der Nacht - wirkt er hell und hoffnungsvoll.Zurückhaltend und sanft wie die Annäherung zwischen Max undKaren verhält sich der Film auch zu seinen Figuren.Atemberaubende Bilder fließen ganz nebenbei mit. Derungewöhnliche Szenenaufbau hat einen langsamen, vonSchwarzblenden unterbrochenen und doch extrem packenden Rhythmus.Wobei Rhythmus sowieso eine Sache von Regisseur Figgis ist. Wie schonin "Stormy Monday" mit Sting,in "Internal Affairs" mitRichard Gere oder in"Leaving Las Vegas" mitNicholas Cage und Elisabeth Shue komponierte er wieder die Musik.

Auch wenn die Werbung täuschen will: Es geht im "One NightStand" um mehr als effektheischende Lust. Unter anderem ist dieserweitere meisterlich gelungene Film des Briten Figgis ein Diskursüber verschiedene Lebensweisen - symbolisiert durch das grelle,bunte Los Angeles und das intensiver persönliche New York.


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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