Der Ötztal-Mann und seine Welt. Das Jahr bevor er schlief

BRD 1999 (Der Ötztal-Mann) Buch, Regie, Kamera, Produktion: Kurt Mündl, 93 Min.

Als die Zeit noch keinen Namen hatte, träumte der Ötztal-Produzent seinen letzten Traum: Wie wäre es, wenn ich eines dieser Historien- und Schulfilmchen zur Steinzeit im Sog der Ötzimode dem großen Kinopublikum andrehe? Selbstverständlich weiß nach dem Trailer jeder Bescheid, aber die armen Kritiker rennen trotzdem wieder in jeden Scheiß und deshalb gibt es jetzt auch eine Kritik zu einem Film, den wirklich niemand sehen will und wird.

Da gab es diese bis in die letzte Faser erforschte Eismumie, die hinterhältig 5300 Jahre genau auf der Grenze zwischen Österreich und Italien rumlag. Einige kuriose Laiendarsteller haben versucht, seine Lebensumstände vor die Kamera zu bringen. Um diese paar Szenen auf Kinolänge zu strecken, zeigt man ausführlich gedehnte Panoramen, Frühlingswiesen und andere Füllbilder.

Ein poetischer Märchenonkel (DeNiros Stimme) erzählt unbedingt Wissenswertes über Steinzeitleutchen, ihre Ernte, ihre Krankheiten und ihre Aktienkurse. Das ist magere Populär-Wissenschaft,  für TV auf Video gedreht, was im Kino ziemlich mies aussieht. Kurz muffiges Schulfernsehen oder Anschauungsmaterial für ein
Freiluftmuseum.

Wie erklingt es so klug: "Dem Adler die Gemse abzunehmen, ist  einfacher als selbst zu jagen." So träumte dem Ötztal-Produzenten und Allesmacher Kurt Mündl von modernem Aasgeiertum. Fünf Minuten Tattoo zur Akupunktur bei Fliegenpilz-Bier, fünf Minuten darf der starke Humpf auf den Weizen dreschen, dann etwas Herbstlandschaft (drohend: "Das ist die Zeit des Sterbens.") aus anderen Tierfilmchen - schon fehlt nur noch ein reißerischer Titel und ein paar Blöde werden schon auf diese "anspruchsvolle Kino-Spieldokumentation" reinfallen.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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