Nur noch 60 Sekunden

USA 1999 (Gone in 60 Seconds) Regie Dominic Sena, 119 Min.

Wenn man als Kurzer ganz gut GoKart fahren konnte, geht man zur Formel 1 oder wird ein erfolgreicher Autodieb. Randall Raines (Nicolas Cage), genannt Memphis, war früher der beste Autoklauer von Los Angeles, jetzt bringt er Kindern auf dem Lande das GoKart-Fahren bei. (Damit aus ihnen was Anständiges wird - siehe oben.) Doch sein kleiner Bruder Kip (Giovanni Ribisi) hat den Unterweltboß Calitri (Christopher Eccleston, nicht der Bernie von der Formel 1) verärgert und Calitri zwingt nun Memphis, in vier Tagen 50 Luxuswagen zu klauen.

Memphis sammelt nun eine schlagkräftige Truppe aus alten Kumpels, die sich nur kurz zieren, zusammen. Alle sind Autofreaks, so kommt etwaige Autobegeisterung auf volle Touren. Aber nicht nur Memphis' alter Feind bei der Polizei, auch Probleme mit einer anderen Gang stellen das Gelingen in Frage.

Kabel durchkneifen, Zündungen kurzschließen, Wegfahrsperren austricksen - aus diesem atemberaubenden Stoff sind diese 119 mal "60 Sekunden" gestrickt. Als Sahnehäubchen kommt selbstverständlich eine Verfolgungsjagd am Ende hinzu. Man muss nicht das Original "Die Blech-Piraten" kennen, um ein bekanntes Chassis als Grundlage zu erahnen. Von Produzent Jerry Bruckheimer ("The Rock", "Armageddon", "Con Air") erwartet man allerdings einen hochgradig frisierten Antrieb und ein modern getuntes Fahrwerk für ganz besondere Beschleunigungen. Nach dem genialen Vexier-Vorspann, der eine Straße zur Tachonadel verwandelt, kommt da jedoch nicht mehr viel.

Die Persönlichkeit der Figuren ist heruntergefahren wie das Profil bei Slicks, geht also gegen Null. Deshalb ist zum Schauspiel von Cage und Co. nicht viel zu sagen. Ein Mustang GT 500 - oder wie auch immer das Auto (!) heißt - taugt da auch als Gesprächs- und sonstiger Partner für Memphis. Er nennt den Wagen Eleanor und spart ihn sich für das Finale auf.

"Nur noch 60 Sekunden" ist "Rumble Fish" für die Nuller Jahre (und der Gehalt an aufbegehrender Jugend ist auch gleich Null): Der große Bruder kehrt heim, um den kleinen aus der kriminellen Gosse zu retten, der doch nur dem entflohenen Vorbild nachahmen wollte. Nur das Aquarium fehlt - nicht ganz: im Vorspann scheint eins zu sein.

Die geplante Action-Raserei ist insgesamt so attraktiv wie ein halbwegs flotter Gebrauchtwagen sein kann.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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