Nicht auflegen

USA 2003 (Phone Booth) Regie Joel Schumacher mit Colin Farrell, Kiefer Sutherland, Forest Whitaker 81 Min. FSK ab 16

Man hat von Schauspielern gehört, die ein Telefonbuch spannend lesen können. Aber ein Film, bei dem die Hauptfigur in einer Telefonzelle feststeckt? Auch sehr spannend, wenn man draußen einen hinterhältigen Scharfschützen platziert und die Regie in die Hände von Joel Schumacher ("Flatliners") legt.

Der aalglatte Agent Stu Shepard (Colin Farrell aus "Minority Report") ist ein genialer Organisator, er spricht auf zwei Handys problemlos gleichzeitig zu drei Leuten. Aber nun verlangt jemand seine ungeteilte Aufmerksamkeit. In einer der letzten Telefonzellen New York wollte Stu ein anonymes Gespräch mit seiner Geliebten führen, als der Apparat plötzlich klingelt. Eine Stimme weiß alles über Stu und droht, ihn zu erschießen, sobald er die Zelle verlässt. Der Spielzeugroboter eines Straßenhändlers wird zu Demonstrationszwecken von einer Kugel zerfetzt.

Der vermeintliche Scherz fordert bald wirklich ein Opfer, die Polizei sperrt die Straße ab, schnell sind die TV-Teams da und der smarte Yuppie befindet sich wirklich in der Klemme. Dabei weiß er gar nicht, was der Scharfschütze von ihm will. Und vor allem nicht, wo dieser sich in der New Yorker Häuserschlucht aus unzähligen Fenster versteckt. Die Bedrohung ist nur eine Stimme mit gefährlichem Anthony Hopkins-Klang (obwohl sich jemand anderes dahinter verbirgt).

In dieser "Telefonzelle" - so der übersetzte Originaltitel von "Nicht auflegen" - spielt mal wieder ein Regisseur neunzig Minuten lang mit der Einheit von Zeit und Raum. (Einst ließ John Badham Johnny Depp auf der Suche nach einer entführten Tochter "Gegen die Zeit" spielen.) In "Nicht auflegen" führt nur die Telefonleitung zu fernen Räumen und Personen.

Da Colin Farrell ("The Recruit") nicht zu den ganz genialen Mimen gehört, hängt der Film vor allem an der Gestaltung - die ist allerdings rundum gelungen. Eine sehr bewegliche Kamera bringt zu den richtigen Zeiten Unruhe, ein Splitscreen schafft Verbindungen, der Schnitt kommt mit der Handlung umgehend zur Sache. Eine lange Leitung hat niemand, die Dialoge sind schlagfertig, Stus Sarkasmus wird zunehmend leiser, dafür schlägt der Unbekannte mit seinen Gemeinheiten zu. Forrest Whitaker bringt als Polizist mit einem peinlichen Problem Komik in die Spannung. Auch ohne mörderische Drohungen hält Schumacher mit diesem Thriller sein Publikum 90 Minuten im Kino fest.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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