Murder in the First

USA 1994 Regie Marc Rocco, 122 Min.

Einschneidend und mit schlagenden Bildbeweisen vermitteln bereits die ersten zehn Minuten Obrigkeitsunrecht, das Körper und Seele zerschmettert. Ein nackter Mann krümmt sich unter Schlägen in einem dunklen Loch. Stammelnd am Boden zwischen Spinnen und Ratten ringt er um seinen Verstand, multipliziert immer wieder die gleichen Zahlenreihen und spielt Baseball-Matches nach.

Kaum aus der über dreijährigen Einzelhaft entlassen, ersticht Henri Young den Mitgefangenen, der damals die gemeinsame Flucht verriet. Ein klarer Fall: Nicht Selbstverteidigung oder Totschlag sondern Mord: Murder in the first degree. Nur der junge Anwalt James Stamphill berücksichtigt die Spuren der Folter, lehnt einen schnellen Prozeß ab und klagt stattdessen die Gefängnisleitung an.

Das ganze düstere Kapitel amerikanischer Justiz spielt sich in den 40er Jahren ab, Schauplatz ist die berüchtigte Gefängnisinsel Alcatraz - mit dem "Vogelmenschen" Lancaster oder dem zum "Rock" zurückkehrenden Flüchtling Sean Connery auch immer wieder Brandungsfelsen für spannende Filme. Marc Rocco, der mit "Straßenkinder" 1992 eine authentisch bemühte Jugendgeschichte inszenierte, geht bei "Murder in the First" schnell unter die Haut: Mit Rasiermessern, Blut, Narben und Schrecken. So sind die Positionen zwischen Gut und Unrecht tief eingebrannt, der Ausgang des folgenden Gerichtsfilms scheint klar, auch wenn die Kamera wenig Licht in die bedrückende Geschichte läßt. Der Apparatur schnelles Schwenken, Kreisen und in die Luft gehen belebt den linearen Ablauf der Story nicht.

Christian Slater (Stamphill), Kevin Bacon (Young) und Gary Oldman als sadistischer Gefängnisleiter gelingt es schwer, ihre schematischen Rollen auszufüllen. Mit viel Geschrei nerven die Gerichtssitzungen und die Kunst der offenen Charakterzeichnung fällt weit hinter "Dead Man Walking" zurück. Am Ende kommt alles wie erwartet und stimmt dennoch nicht: Der Tod Henris wird nicht im Bild gezeigt, das "Voice over" von James beredet einen Sieg, während jedem klar sein muß, daß die Verhältnisse so weitergehen. Nicht nur in Chile oder der Türkei, auch in Hamburg und am Rand von Atomtransporten sollen einige Polizisten gerne "über die Stränge" schlagen.

PS: Die nette Nummer in der Gefängniszelle hat Kevin Bacon mit seiner Gattin Kyra Sedgwick.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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