Mr. Jones

USA 1993, R: Mike Figgis, 114 Min.

Das Wichtigste vorweg: Dieser Film handelt nicht von einer Krankheit. Wer etwas über Manisch-Depressive erfahren will, soll im medizinischen Lexikon nachlesen. Allerdings weisen die schwankenden Stimmungen, das Himmelhoch-Jauchzend-Zu-Tode-Betrübt der Manisch-Depressiven erstaunliche Ähnlichkeiten mit einem erfolgreichen Hollywood-Drehbuch auf.

Der strahlende, dynamische Mr. Jones (Richard Gere) ist ein beneidenswerter Superman - wenn er nur ab und zu sein Lebenstempo regulieren könnte. Seine exzellente Menschenkenntnis grenzt an Zauberei, er kriegt was er will (Frau, Job ...), nur in der Notaufnahme der Psychiatrie, in der er zwangsläufig immer landet, läuft es nicht so gut. Denn vom Überflieger-Gefühl stürzt er direkt in eine tiefe Depression. Mal will er vom Dach eines Hauses abheben, dann vergräbt er sich in der Wohnung seines Hauses. Mal übernimmt er hyperaktiv vom Dirigenten die Leitung eines philharmonischen Orchesters, dann trottet er benebelt durch die Straßen.

Was "Der Duft der Frauen" für Al Pacino war, ist "Mr. Jones" für Richard Gere. Maßgeschneidert wie seine Armani-Anzüge kann der ergraute Traummann tanzen, strahlen, singen, verführen - kurz: das komplette Gere-Programm darbieten. Und der nicht immer bequeme Schauspieler, der kürzlich in einer Zeitungsanzeige seine heterosexuelle Ehe bekräftigen mußte, nutzt diese Rolle wunderbar. Lena Olin ("Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins"), seine Partnerin für die unausweichliche melodramatische Liebesgeschichte, spielt nur ganz nett mit.Zu den vielen, für das euphorische Miterleben wunderbar aufgenommenen Szenen gehört ein musikalischer Rausch auf unzähligen Klavieren eines Musikgeschäfts. Überhaupt ergänzen sich Geres Spiel und die Musik hervorragend: Von Beethovens Neunter in vielen Stimmungslagen bis zum symptomatischen James Brown-Schrei "I feel good" ist er immer im Takt. Das gute Zusammenspiel liegt vielleicht auch an der gemeinsamen Erfahrung, die er und Regisseur Figgis seit dem Film "Internal Affairs" haben.

Rieb sich Gere als "American Gigolo" allerdings noch an der rücksichtslos schönen Konsum-Gesellschaft, so werden die Brüche nun nach Innen verlegt und durch etwas Chemie nivelliert.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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