Moonlight Mile

USA 2002 (Moonlight Mile) Regie Brad Silberling 117 Min.

Dustin Hoffman und Susan Sarandon als trauernde Eltern in einem guten Film zu sehen, verspricht schon genug. "Moonlight Mile" gewährt den zusätzlichen Luxus zweier bemerkenswerter Jungdarsteller und einer ernsten Geschichte mit viel Humor.

Jake Gyllenhaal kann wunderbar tieftraurig aus der Wäsche kucken. Schon im genialen "Donnie Darko" (nie in Deutschland gelaufen) war er die Idealbesetzung eines verwirrten Jugendlichen auf der Suche nach einem eigenen, ungewöhnlichen Weg. In "Moonlight Mile" bringt der Tod der Verlobten seine Figur Joe in eine vertrackte Situation aus Trauer und Schuld. Die Hochzeit stand kurz bevor und nun muss Joe zusammen mit den Fast-Schwiegereltern Jojo (Sarandon) und Ben Floss (Hoffman) ein Begräbnis organisieren und die Hochzeit absagen.

Eine seltsam graue Schwere hat sich über das Haus der Floss-Familie gelegt. Ben, ein wenig erfolgreicher, telefonabhängiger Makler, versucht, den Schmerz zu verdrängen, macht alberne Pläne für das weitere Leben. Offen launisch sagt Jojo allen ihre Meinung. Joe fügt sich diesen Stimmungen, bis er der direkten, lockeren und lebendigen Postaushilfe Birdie Ý(Ellen Pompeo, eine Entdeckung mit Ähnlichkeiten mit der jungen Renee Zellwegger) begegnet. Doch auch sie trägt an einer Narbe - real und übertragen. Ihr Freund wird seit drei Jahren im Vietnam-Krieg vermisst. Trotzdem kümmert sie sich weiter um seine Kneipe, hält seinen Platz warm.

Das Vertrackte an dieser an sich schon sehr unbehaglichen Situation: Die Beziehung zwischen Joe und Diane war eigentlich schon zu Ende. Nur traut Joe sich nicht, dies den Eltern zu sagen. Und das ist nicht das Einzige, was unausgesprochen blieb. Lügen und Wahrheiten über das Leben liegen so nahe zusammen wie die beiden Namen Jo(jo) und Joe. Alle fühlen Schuld, kommen aber aus Rücksicht auf andere nicht aus sich raus.

Susan Sarandon ist erneut großartig. Die Schauspielerin, die politisch engagiert gegen die Todesstrafe und amerikanische Kriege eintritt, bringt mit ihrer Rollenwahl immer wieder neu ungewöhnliche und vielschichtige Figuren hervor. Nach der verklemmten Hausmutter, die sich in "Groupies forever" (The Banger Sisters) an wildere Zeiten erinnert, gibt sie nun den starken Part in einer besonderen Ehe. Geheuchelte Beileidsbekundungen bekommen von Jojo ebenso einen bissigen Kommentar ab, wie die Problemflucht ihres Mannes. Als Frau, die mitreden will, war Sarandon auch als Produzentin an "Moonlight Mile" beteiligt.

Brad Silberlings teils autobiographischer Film überzeugt mit einer warmen Kleinstadt-Atmosphäre, stimmigen Details und immer wieder witzigen Szenen, wie die umwerfende Begegnung von Birdies Katze mit Joes Hund. Unterfüttert wird das besondere Kinoerlebnis von einem kraftvoll erinnerungsreichen Soundtrack mit melancholischen Gitarrenliedern, T-Rex und die anderen Hits der Siebziger. Poetische Momente, sarkastische Kommentare auf eine verlogene Gesellschaft, alles fügt sich zu einem besonders gefühl- und gehaltvollen Film.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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