Moonlight & Valentino
USA 1995 Regie David Anspaugh, mit Elizabeth Perkins, Gwyneth Paltrow, Whoopi Goldberg, Kathleen Turner, Jon Bon Jovi, Peter Coyote u.a., 104 Min.
So plötzlich wie das Schicksal üblicherweise zuschlägt, stirbt Ben, bevor er auch nur einen Auftritt im Film hatte. Zurück bleibt seine geschockte Frau Rebecca, deren Schwester Lucy, Freundin Sylvie und Stiefmutter Alberta. Die trauernde Witwe ... will man schreiben, und fällt damit schon auf ein Klischee herein, das "Moonlight & Valentino" bewußt variiert. Rebecca will nicht in das schwarz umhüllte, verhärmte Stereotyp verfallen, läßt aber auch keine Trauer zu. Wie die vier Frauen über die ersten Stunden, die Tage und Wochen kommen, lassen intime Szenen mitfühlen. Fast im Sekundenstil erleben wir Rebeccas Weigerung, von der Freundin Sylvie berührt zu werden, ihren eigenen Namen zu hören oder das eheliche Schlafzimmer zu betreten. Die scheinbar oberflächliche, taktlose Lucy rempelt jede Vorsicht über den Haufen und mischt so Humor in das Leiden. Humor, der immer wieder erfrischend auflebt. Auch die resolute Stiefmutter Alberta bringt ihre ganz eigene Persönlichkeit ein. Sie packt an, schenkt der freudlosen Rebecca einen Tapetenwechsel und den knackigen Anstreicher gleich mit dazu.
Das Wechselspiel von vier interessanten Frauen, die sich gegenseitig nur begrenzt ertragen können, bleibt lebendig. Vielschichtige Persönlichkeiten öffnen sich mit immer neuen Seiten. Schöne Einfälle gegen Liebes- und Lebensnöte wurden vortrefflich ins Cinemascope gesetzt. Ein Format, das bei solch innerlichen Geschichten überrascht, aber dank einer - auch in ihren Bewegungen vielsagenden - Kamera von Julio Macat überzeugt. Die Dialoge von Ellen Simon (nach ihrem Theaterstück) erzählen leicht und witzig Lebensweisheiten. Die Grenze zur überreizten Gefühlsseligkeit liegt jedoch nahe, und oft treibt es die Musik (Howard Shore) zu weit. Ohne das Ende wäre es auch ein besserer Film geworden. Elizabeth Perkins, Gwyneth Paltrow, Whoopi Goldberg und eine reif schöne Kathleen Turner gehen ganz in ihre Rollen auf. Der attraktive Hardrocker Jon Bon Jovi hat - passend zu seiner Europatournee - eine nette, komische Rolle als einfacher Anstreicher (und Besitzer des titelgebenden Hundes Valentino).
Wie das Thema Trauer auch im Kino erlebt werden kann, zeigte Kieslowskis "Drei Farben: Blau": Die Ausgangssituation ist gleich, der Film viel kunstvoller, vielschichtiger.
Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik
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