Mona Lisas Lächeln

USA 2003 (Mona Lisas Smile) Regie Mike Newell mit Julia Roberts, Kirsten Dunst, Julia Stiles 115 Min.

Der Club der toten Backfische

Ein schöner Film - so schön, dass man ihn sich an die Wand hängen könnte. Wenn Julia Roberts mit großem Herzen und noch dickeren Lippen Emanzipation an eine verknöcherte Eliteschule bringen will, klappen bei "Mona Lisas Lächeln" die Augenlider zu.

Es ist 1953 und an dem elitären Mädchen-College Wellesley herrscht noch die Steinzeit. Zwar kriegen die "höheren Töchter" eine exzellente Ausbildung, doch das Endziel ist eine gute Partie, eine Heirat der einzig denkbare nächste Schritt. Katherine Watson (Julia Roberts) kommt als neue Lehrerin für Kunstgeschichte nach Wellesley und muss erst das Mobbing der reichen Biester überleben. Doch dann säht sie mit Hilfe der Kunst den Gedanken an ein eigenständiges Leben neben der Ehe. Eine Provokation für die Traditionalisten in New England, wo das Wort "liberal" das Schlimmste und "Kommunismus" undenkbar ist.

Auch weil Katherine nicht verheiratet ist, muss sie viel Misstrauen überwinden. Doch bald öffnen sich ihr die Herzen der jungen Damen. Vor allem die Mutigeren, Wilden wie Giselle Levy (Maggie Gyllenhaal) sind begeistert von einer anderen Lebenshaltung, begrüßen die Einladung zum selbständigen Denken. Die frisch verheiratete Kirsten Dunst (Betty Warren) geht auf Konfrontation, weil die junge Lehrerin das Matriarchat der Selbstverleugnung und Lüge aufdeckt. Und Julia Stiles (Joan Brandwyn), die Klügste von allen, bringt Katherine aus der Fassung, weil diese junge Frau sich bewusst gegen das Jura-Studium und für das Eheleben entscheidet. Doch am Ende ist alles gut und eine große Solidaritätsszene unausweichlich. Die Mädchen werden zwar nicht wie "Der Club der toten Dichter" auf Tische steigen, das wäre in Röcken unschicklich. Aber Abschied und Rührung garantiert "Mona Lisas Gähnen" ebenso wie oberflächlich gute Kritiken.

"Mona Lisas Lächeln" behandelt ein relevantes, immer noch wichtiges Thema. Leider "zeigt" der einlullende Film nichts davon. Alles ist schön und nett, man fühlt kein wirkliches Problem. Bei den "Toten Dichtern" gingen die Jungs für ihre Liebe zur Kunst in den Tod, hier würden sich die Mädels nicht mal ihre Kleider mit Farbe bekleckern. Nimmt man noch Julia Roberts begrenztes schauspielerisches Vermögen hinzu, wird klar, dass Mike Newell weit von einem Nachfolger zu "Vier Hochzeiten und ein Todesfall" entfernt ist.

http://www.mona-lisas-laecheln.de


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

realisiert durch

Ein Service von

arena internet service

FILMtabs-Logo