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Menschenkind

USA 1998 (Beloved) Regie Jonathan Demme, 171 Min.

Die amerikanischen Talkmasterin und Kultfigur Oprah Winfrey spielt 13 Jahre nach Spielbergs "Die Farbe Lila" wieder eine Figur der Autorin Tonie Morrison: An der Grenze zur Sklaverei kämpft sie als Mutter einen verzweifelten Kampf um die Freiheit.

Sethe (Oprah Winfrey) lebt in den Siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts allein mit ihrer Tochter Denver in einem verhexten Haus in Cincinnati. Die beiden Söhne flohen vor dem bösartigen Geist und auch die Nachbarn meiden die isolierte Familie. Doch der Einzug von Paul D (Danny Glover), einem alten Bekannten Sethes aus der Sklavenzeit, verändert alles. Er vertreibt den eifersüchtigen Geist und für kurze Zeit leben die beiden Frauen auf. Bis plötzlich eine seltsame, junge Frau im Garten steht: Auf dem eleganten Kleid krabbeln noch ein paar Insekten. Sprache, Bewegung und Emotionen sind unausgebildet, wie bei einem Kind. Ein tiefes, tierisches Knurren kommt aus dem sabbernden Mund. Sethe und Denver nehmen das Wesen liebevoll auf und nennen es "Menschenkind". Paul D äußert vorsichtige Skepsis, die sich grausam bewahrheiten wird ...

Mit dem langen Atem einer Familiensaga erzählt Regisseur Jonathan Demme (Das Schweigen der Lämmer, Philadelphia) von Jahren, die Sklaverei von Freiheit trennen. Nicht nur historisch und geographisch, sondern auch in den Körpern und Seelen der betroffenen Afroamerikaner. Die bewegenden Geschichte der berühmten Autorin und Pulitzer-Preisträgerin (für "Menschenkind") Tonie Morrison wurde eindrucksvoll umgesetzt. Kurze, brutale Erinnerungen an Folter und Verfolgung in Kentucky lassen die Vergangenheit nachempfinden, unter der Sethe leidet. Die Verkörperung des Schmerzes aber auch der Schuld sucht sie in Form des mysteriösen Mädchens jahrelang heim. Bis das verdrängte Grauen ans Licht darf und die Zeit reif für ein neues Leben ist.

Ganz ausgezeichnet spielt Thandie Newton mit einer Vielzahl an Grimassen das gespenstische Wesen. Danny Glover ist gewohnt gut und hinter Oprah Winfreys Sethe ist in keinem Moment die berühmte Talkmasterin zu sehen. Sie ist ganz Rolle in ihrem Projekt, das sie auch koproduzierte. Zu bedauern an diesen fast drei Stunden üppigem, ernsten Filmgenuß ist eigentlich nur die unglückliche Titelwahl: Auf dem Grabstein der Tochter steht "Beloved", sinngemäß hieße dies "geliebt" oder "Geliebtes Wesen". Und nicht "Menschenkind", was sehr wenig Sinn macht.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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