Master & Commander - Bis ans Ende der Welt

USA 2003 (Master and Commander: The Far Side of the World) Regie Peter Weir mit Russell Crowe, Paul Bettany, James D'Arcy 138 Min. FSK ab 12

Weshalb waren historische Seeschlacht-Filme bloß für so lange Zeit untergetaucht? Liegt es an den fürchterlichen Verwundungen, den Amputationen ohne Betäubung, die sie zeigen? An den jungen Menschen, die einmal in die Armee gezwungen, auf Gedeih und Verderb an das Schiff gebunden waren? Zum Glück ist die Zeit wieder reif für Helden, die mörderisches Schiffchen versenken fürs Vaterland spielen. Zeit für "Master & Commander".

Nach der zwanzigteiligen historischen Romanserie "Master & Commander" von Patrick O'Brian schrieb Peter Weir das Drehbuch und konzentrierte sich dabei auf den zehnten Band "The Far Side of the World": Captain Jack Aubrey (Russell Crowe), ein kampfeslustiger Gladiator der Meere, wird mit seinem britischen Schiff Suprise vor der brasilianischen Küste von der französischen Acheron überrascht. Es ist das Jahr 1805, weltweit wird gegen Napoleon gekämpft, aber den staatlichen Piraten ging es auch darum, viel Beute zu machen. Das größere und schnellere Schiff mit weiter reichenden Kanonen schießt die Suprise zusammen, die kann dank Aubreys Geschick gerade noch im Nebel entkommen.

Aber der wagemutige, verrückte Kapitän Aubrey hat Blut geleckt, er spürt einen ebenbürtigen Gegner und deshalb beginnt nach Reparatur auf hoher See eine besessene Jagd im Süd-Atlantik von den tropischen Küsten Brasiliens bis in die eisigen Stürme um Kap Horn.

Zeitweise geriet "Master & Commander" so mitreißend, das man sich im Kino über Wasserspritzer im Gesicht nicht wundern würde. Aber Weirs Bootsausflug ist mit aufwändigen Vorbereitungen und vielen Tricks um das Schiff im Trockendock auch einer dieser Filme, bei denen das Making Off spannender ist. Blutige Seeschlachten sind eine helle Freude für Special Effects- und Krach-Macher. Das Schiff soll in allen Details authentisch sein, mit Hilfe vieler Computer durchpflügt es die Meere und Captain Aubrey steht auf irgendeinem Balken an der Schiffsspitze wie einst Winslet und DiCaprio in "Titanic" - vielleicht die gleiche Software benutzt?

Als Gegenpol zu all dem unsäglichen Kämpfen und Morden segelt Aubreys irischer Schiffsarzt und Freund Dr. Stephen Maturin (Paul Bettany) mit. Der Wissenschaftler stellt mit Sarkasmus konventionelles Denken in Frage und stimmt Abend für Abend ins Streichduett mit dem Freund ein. Als das Schiff vor den Galapagos liegt, scheint Stephens Moment für friedliches Forschen und Entdecken gekommen, doch Captain und Film zieht es immer wieder in den Krieg.

Das Verhältnis von Jack Aubrey und Stephen Maturin entspricht dem von Konventionellen und Besonderen im Film, dem von Action und Kontemplation. Ein paar reizvolle Ideen strömen immer wieder vorbei, doch das übliche, nationalistische und verblendete Kriegsspiel, das in der Realität so viele Menschen leiden lässt, wird mit großer Lust und viel Aufwand verfolgt. Das Finale erspart uns dann nicht mal das Pathos für die gegenseitige Bewunderung unter staatlichen Massenmördern.

http://www.masterandcommander.de, http://www.masterandcommanderthefarsideoftheworld.com/


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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