Martha

BRD 1973, R: Rainer Werner Faßbinder, 111 Min.

Schon allein deshalb muß um diesen Film Wirbel gemacht werden, weil Kameramann Michael Ballhaus bei der ersten Begegnung das Paares Martha-Helmut mit nur einer durchgehenden Kreis-Bewegung auf unvergleichliche Weise herumwirbeln läßt. Insgesamt ist diese wunderbare Liebes-Lehre namens "Martha" fotografiert wie ein edles Hollywood-Melodram. Leider bleiben die Gefühle im besten Falle vollkommen falsch, in der Regel pervers. Kaum verstarb Marthas Vater in Rom, beklagt die elegante Tochter den im Chaos folgenden Verlust der Handtasche. Eigentlich nicht überraschend, da des gefühlskalten Papa letzter Wunsch in den Armen der sorgenden Tochter lautete "Laß mich los." Sie findet bald darauf den richtigen Mann, der sie mit raffinierten Techniken quälen, demütigen und andauernd zu kurz kommen lassen wird.

Im treffenden Beziehungsbild, daß Leidenschaft nur gegenüber dem frisch erniedrigten Objekt auflebt, spielten vor zwanzig Jahren Margit Carstensen und Karlheinz Böhm (von Sissis Traum-Mann Kaiser Franz Joseph zum Alptraum-Mann). Liebes-nah und thematisch immer noch aktuell, fasziniert die Wiederaufführung durch erlesenste Bildgestaltung. Kaum zu übersehen dabei die exzessive Verwendung von Aufnahmen über unzählige Spiegel, die selten etwas direkt, geradlinig, ehrlich lassen. Ewig wird der Blick gebrochen, der Spiegelrahmen faßt die Figuren ein. Faßbinder meinte zur grausamen Verkrüppelung Marthas "Die meisten Männer können nur nicht so perfekt unterdrücken, wie es die Frauen gerne hätten."


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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